Heute war ein schöner Sonnen-Wolken-Tag. Wir haben als Familie einen herrlichen Spaziergang gemacht ganz nach meinem Geschmack: die Augen weit geöffnet für die vielen schönen Dinge, die Gott in seiner Schöpfung für uns bereit hält, auch im Winter: Die knallroten Hagebutten, an denen müde noch ein paar Wassertropfen schwerfällig hängen. Die Flieger, die etwas vertrocknet am Baum hängen und aussehen wie übergroße Flügel einer Biene, deren feine Adern man sieht, wenn man sie gegen die Sonne hält. Oder die herrlichen verschiedenen Arten von Moos. Diese wunderschönen Grüntöne, diese unterschiedlichen Formen und Gestalten, wie es da an Steinen klebt und wächst. Oder die Äste, die schon mutige Knospen getrieben haben und deren grün man schon auf die Spur kommen kann. Der große Ast eines Apfelbaumes, der vom letzten Sturm zu Boden geworfen wurde und uns nun bereitwillig seine voller lebendiger Knospen bestückten Äste abtrat, sodass wir sie zuhause in eine Vase stellen und dem Wunder zuschauen können.

Jetzt bin ich zu Hause. Es ist ruhig. Die Kinder sind wieder draußen. Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Es sind fast heilige Momente, diese Stille und das Wissen um unseren geliebten Opa, der seine letzten Stunden auf dieser Erde verlebt. Er öffnet die Augen nicht mehr und schläft nur noch. Ob er das nächste mal, wenn er die Augen öffnet, seinen geliebten Retter Jesus sieht? Er ist auf seinem Weg in sein ewiges wirkliches Zuhause. Zu all den geliebten Menschen, die vor ihm gegangen sind…

Der Winterspaziergang hat mich wieder einiges gelehrt und mir die Verheißung neuen Lebens zugeflüstert. In jedem Grün, in jeder kleinen, kaum sichtbaren Knospe, in dem Fließen des Wassers und dem trägen Wassertropfen am Ast, in dem sich der Himmel spiegelt. Wie die Sonne mit ihrem überwältigenden Licht durch vertrocknete Gräser flutet und sie in ein leuchtendes Wunderland verwandelt, wunderschön, herrlich - plötzlich voller Leben. Leben, das höre ich laut und deutlich durch das, was im Moment tot und leer und grau und trüb und matschig scheint.

Leben vibriert und leuchtet überall. Es ist die Art des Schöpfers. Es ist überall und es macht das, was tot scheint, lebendig. Wenn wir nur Augen haben, zu sehen. Wenn wir unseren Blick nur heben und nicht den Zerfall und das Erstorbene sehen, sondern das schöne und lebendige, oft verborgen, oft versteckt, schüchtern am Rand. Ach, mögen wir doch viel mehr Augen haben, es zu sehen inmitten von all dem was vergeht.

Ich denke an meinen geliebten Opa. Sein Körper ist müde. Er hat gelebt und hat gut gelebt. Es scheint das Ende. Es ist traurig. Eine ganze Welt verschwindet. Die Welt eines Menschen. Und doch, ich weiß es tief in meinem Herzen, durch Tränen und einem trauernden Herzen: Alles ruft Leben! Inmitten des kahlen Landes. Bald wird er so lebendig sein, wie noch nie zuvor. Und so glücklich wie noch nie zuvor. Er wird leben! Er wird auferstehen! Und wie ich mich für ihn freue.

Möge Gott uns Augen schenken, das Leben und die Auferstehung und die Hoffnung zu sehen, die jedes Grün, jeder Regentropfen, jede Knospe, jeder mutige Vogel mit seinem unerschütterlichen Gesang im kalten Winter unserer Herzen zu uns tragen.