Vor einiger Zeit erzählte mir eine Freundin von einem Gespräch mit einigen jungen Frauen aus der Gemeinde. Als sie von dem Konzept der Unterordnung in der Ehe sprach, waren sie erstaunt, oder eigentlich mehr noch erschrocken darüber, wie man das denn heutzutage noch glauben und leben könne.
(Ich befürchte manchmal, dass wir eine ganze Generation jungen Frauen verlieren, weil wir ihnen das Prinzip der Unterordnung weder richtig erklären, noch glaubhaft vorleben können...)
Mich hat es zum nachdenken gebracht. Wieder einmal. Es gibt wohl nicht viele Themen in der christlichen Gemeinde, die so umstritten und so emotional aufgeheizt diskutiert werden wie diese.
Gilt heute noch das, was wir in Epheser 5,22-24 lesen, oder ist es eine kulturelle Sache gewesen, die ihre Gültigkeit in unserer Zeit verloren hat?
Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn. 23 Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist – er hat sie als seinen Leib gerettet. 24 Aber wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen ihren Männern unterordnen in allen Dingen.
Hat das Prinzip der Unterordnung unmittelbar etwas mit der Unterdrückung der Frau zu tun, welche über die Jahrhunderte hässliche Spuren in Frauenherzen hinterlassen hat, die auch heute noch zu sehen und zu spüren sind? Ist die biblische Unterordnung gleichzusetzen mit Unterdrückung? - Das scheint mir hier die große Frage zu sein. Und ich glaube, dass genau deshalb in so vielen Frauenherzen der Stachel ausgefahren wird, weil wir das nicht wollen. Und um ganz klar zu sein, ich will das auch nicht.
Dennoch glaube ich von Herzen und mit voller Überzeugung, dass dieses Prinzip der Unterordnung auch heute noch gilt und eine wunderbare Ordnung Gottes ist, nicht nur, um dem Mann "Gutes zu tun", sondern auch um die Frau, die Gott wunderbar und absolut gleichwertig geschaffen hat, zu ihrer schönsten Entfaltung zu bringen.
Der Schlüssel
Seit einigen Tagen lese ich ein tolles Buch ("Finding the Hero in your husband" von Dr Juli Slattery) und ich habe noch nicht oft so schön beschrieben gesehen, was Gott mit dieser Sache der Unterordnung meint und beabsichtigt.
Gleich am Anfang des Kapitels, überschrieben mit "Gott handelt in mysteriösen Wegen", schreibt Juli Slattery, dass Unterordnung der Schlüssel zur Intimität in der Ehe und zur Intimität mit Gott sei. Das ist eine starke Aussage. Ein Schlüssel ist wohl das wichtigste, was es braucht, um Zugang zu einem verschlossenen Raum zu bekommen. Vielleicht fühlt sich unsere Ehe manchmal so an. Wir kommen einfach nicht rein. Wir stehen wie vor verschlossenen Türen. Vielleicht fühlt sich unsere Gottesbeziehung manchmal so an und wir fragen uns: Warum komme ich nicht in eine tiefere Verbindung zu Gott. Wo ist der Schlüssel dafür?
Der Schlüssel, so schreibt die Autorin provokant, ist Unterordnung.
Slattery schreibt weiter:
"Unterordnung ist Gottes Anleitung für dich als Ehefrau, wie du deine Macht (engl. "power") einsetzen kannst."
Dieser Satz hat mich ins Nachdenken gebracht. Power im Englischen drückt soviel wie Macht, Kraft und Energie aus. (Ganz wichtig: Es geht hier in keinster Weise darum, unseren Mann zu manipulieren und unsere Macht auszuspielen unter dem Deckmantel der Unterordnung!) Dennoch: Gott hat uns als Ehefrauen eine große Macht gegeben. Sprüche 14,1 sagt es so:
Die Weisheit der Frauen baut ihr Haus, aber die Narrheit reißt es mit eigenen Händen nieder.
Frauen haben die Macht, zu bauen und zu zerstören. Frauen haben die Macht, Ehe zu bauen, oder mit eigenen Händen niederzureißen. Gott hat die Frau als eine Hilfe für ihren Mann geschaffen, eine ezer - Hilfe. Dieses hebräische Wort wird im Alten Testament sonst nur für die Hilfe gebraucht, die Gott für uns ist. Ein starkes und mächtiges Wort.
Was Unterordnung nicht ist
Doch bevor ich weitere bahnbrechende Gedanken aus dem Buch teile hier noch ganz kurz, was Unterordnung nicht bedeutet:
1 . Unterordnung heißt nicht, dass Frauen weniger befähigt sind als Männer.
- Unterordnung heißt nicht, dass Frauen still sein sollen. (Sarah, Abrahams Frau, unser Vorbild nach 1.Petrus 3,1-6, war vieles, aber nicht still... ;)
- Unterordnung heißt nicht blinder Gehorsam.
Doch was bedeutet es nun? Was verstehen wir darunter und wie kann Unterordnung ein Schlüssel zu menschlicher und göttlicher Intimität werden?
Was Unterordnung ist
Das griechische Wort hupotasso meint im eigentlichen Gebrauch eine "freiwillige Haltung des Nachgebens und der Zusammenarbeit".
Unterordnung ist die willentliche Haltung, deine Macht einzusetzen, um die Führung deines Mannes zu unterstützen. ... Anstatt deinen Mann zu dominieren oder zu untergraben, entscheidest du dich dafür, in ihn zu investieren. Das Wort "sich unterwerfen" wurde in der griechischen Kultur oft als militärischer Begriff verwendet. Es drückt aus, dass man sich freiwillig unter die direkte Führung eines anderen stellt, um ein höheres Ziel zu erreichen.
Verstehe Unterordnung bitte nicht falsch als Abwesenheit von Macht und Einfluss. Viele Frauen glauben, dass sie sich unterordnen, wenn sie die Haltung einnehmen: "Was immer er tut, ist in Ordnung. Ich werde einfach mitmachen." Dann fühlen sie sich im Stich gelassen, verletzt und sind verärgert, wenn ihre Männer schreckliche Entscheidungen treffen.
Wenn eine Frau sich für Unterordnung entscheidet, vernachlässigt sie ihren Einfluss in der Ehe nicht, sondern verstärkt ihn sogar. Je mehr Einfluss sie auf ihren Mann hat, desto besser. Sie möchte, dass er ihre Gedanken, Gefühle und Meinungen kennt. Sie möchte seine Vertraute sein, diejenige, an die er sich in guten und schlechten Zeiten wendet.
Eines der besten Worte, um den Geist der Unterordnung zu beschreiben, ist "ermächtigen". Ermächtigen bedeutet, die Selbstverwirklichung oder den Einfluss zu fördern. Im Wesentlichen ermächtigt eine Frau ihren Mann, wenn sie ihren Einfluss und ihre Stärke nutzt, um ihm zu helfen, ein stärkerer, selbstbewussterer und gottesfürchtigerer Mensch zu werden. Anstatt seinen Einfluss zu bedrohen, verstärkt sie ihn sogar noch.
Unterordnung ist vielleicht der größte Ausdruck von Kraft, weil es Kraft ist, die für ein höheres Ziel genutzt wird.
Die Ehefrau, die sich unterordnet, nutzt ihren ganzen von Gott gegebenen Einfluss, um die Fürhungsfähigkeit ihres Mannes zu stärken. Sie teilt ihre Ideen, Meinungen und Gefühle auf eine Weise mit, die sein Selbstvertrauen stärken und seine Fähigkeit fördert, die Bedürfnisse seiner Familie zu verstehen. Ihr Ziel ist es nicht, ihm die Führung abzunehmen, sondern ihn zu befähigen, in diese schwierige Rolle hineinzuwachsen. Sie nutzt seine Fehler nicht, um seine Unzulänglichkeiten zu beweisen, sondern sie hat Erfolg und Misserfolg mit ihm.
Der Beginn der Intimität besteht darin, die Aufgabe der Unterordnung wirklich anzunehmen.
Paare können mit fast jeder Situation fertig werden, solange sie wissen, dass sie gemeinsam darin sind.
Unterordnung bedeutet, dass man seine Ängste Gott überlässt und darauf vertraut, dass er einem die Kraft gibt, eine weise Frau zu sein, die ihr Haus baut. Wenn ich das "größere Bild" meiner Ehe sehe, wird mir klar, dass die Angst mich nicht beherrschen muss. Während ich daran arbeite, meinem unvollkommenen Ehemann mehr und mehr zu vertrauen, arbeite ich auch daran, meinem vollkommenen Ehemann (Jesus!) mehr und mehr zu vertrauen.
Diese Worte haben mich sehr berührt.
Wie sehr wünschte ich mir mehr Ehepaare zu sehen, die dieses so wunderschön erdachte Prinzip Gottes ausleben. Die fest verwurzelt sind in ihrer Liebe und Hingabe zu Jesus und deren Ehe reiche Früchte trägt. Wie sehr wünsche ich mir, dass andere genau das in meiner Ehe sehen können.
Wie sehr wünschte ich mir, dass wir gerade in unserer heutigen Zeit wieder ganz neu erkennen und erforschen würden, was hinter der gottgegebenen Unterordnung verborgen liegt, ein Schatz, der die Entfaltung von Mann und Frau in schönster Weise fördert und die Frau stärker macht, nicht schwächer!
Ich weiß, dieses Thema ist ein sehr breites, teilweise auch sehr schmerzhaftes und sehr vielschichtiges Feld. Dieser Artikel ist in keinster Weise eine vollständige Abhandlung. Aber ich hoffe, du kommst neu zum Nachdenken und Überdenken und vielleicht öffnet sich dein Herz und du darfst etwas mehr verstehen, so wie ich...