Vor kurzem kam ich nach dem Gottesdienst mit einer jungen Frau ins Gespräch. Sie ist Mutter von drei Jungs im Alter von 2 bis 7. Sie erzählte mir von den Schwierigkeiten, die sie zuhause haben. Von dem vielen Streiten, den unfreundlichen Worten und dem Ungehorsam ihnen als Eltern gegenüber. Sie meinte, sie hinterfrage ihre Art des Erziehens und habe Angst, alles falsch zu machen. Wenn das so weiter ginge, dann würde der Jüngste der schlimmste von allen werden. Was kann sie tun? Was ist nur der richtige Weg?

Ich stand da und, obwohl ich vier Kinder habe und seit über 12 Jahren Mama bin, konnte ich ihr keine einfache Antwort geben. Was wir bei Ungehorsam machen? Es fiel mir schwer, diesen Frage adhoc zu beantworten, sosehr ich wünschte, ich hätte eine immer gültige, für jedes Alter passende und für jedes Kind angemessene Methode - die auch noch effektiv ist.

Mir ging das Gespräch nach. Es ist etwas, was ich in letzter Zeit immer mehr höre und beobachte und natürlich etwas, mit dem ich selbst auch zu kämpfen habe bei meinen vier Kindern. So viele verschiedene Erziehungsansätze schweben durch den Raum. So viele verschiedene Meinungen bringen uns durcheinander. Wie in alles in der Welt mache ich es nur "richtig"? Wie bin ich eine gute Mama?

Wenn ich auch keinen einfachen Satz habe, der dem Dilemma begegnet, in dem wir Eltern uns befinden, möchte ich doch 4 Wahrheiten, ja, 4 Überlebensstrategien nennen, die mir in meinem herausfordernden MamaSein zu wichtigen Ankern geworden sind:

  1. Ich kann es nicht allein schaffen

Nichts hat mich meine Abhängigkeit Gott gegenüber so gelehrt, wie das Muttersein. Hatte ich davor noch gedacht, ich meistere mein Leben doch recht gut, da haben mich meine Kinder gelehrt, dass nichts in meiner Hand liegt und das ich von etwas (oder besser: jemand) abhängig bin, das komplett außerhalb meiner selbst ist. Und das ist etwas sehr Gutes! Gott hat mich als ein zutiefst abhängiges Wesen geschaffen und er will mir seine Gnade, Liebe und Hilfe nicht nur in Worten sagen, sondern er will sie mich zutiefst erleben lassen. Und wann erleben wir Hilfe am besten? Wann Liebe und Gnade? Naja, dann, wenn wir sie am meisten brauchen.

Unsere Unfähigkeit steht dem Plan Gottes nicht im Weg, sondern ist vielmehr Teil seines Plans. Gott weiß, dass die besten Eltern die sind, die sich eingestehen, dass sie unfähig sind - und deshalb zu Gott gehen. (Die Zitate in diesem Artikel stammen aus dem absolut empfehlenswerten Buch "Papa sein, Mama sein" von Paul D. Tripp)

Es ist Gnade, dass ich genau die Kinder habe, die ich habe. Es ist Gnade, dass ich Tiefpunkte und völlige Verzweiflung erlebe, wenn sie mich in die Arme meines allmächtigen Gottes treiben, dem nichts außer Kontrolle gerät. Es ist Gnade, Herausforderung und gefühlte Überforderung zu erleben, weil sie die Kraft haben, uns dahin zu bringen, wo ich alles nur noch von Gott erwarte.

Mamasein hat mich gelehrt: Ich kann nicht - ABER Gott! Ich brauche in diesem ganzen Prozess so sehr einen liebevollen Vater im Himmel, wie meine Kinder eine von Gott befähigte Mama brauchen.

Erfolgreiche Kindererziehung meint nicht das Erreichen von Zielen (die wir gar nicht erreichen können), sondern ein brauchbares und treues Werkzeug in den Händen des Einen zu sein, der der Einzige ist, der in unsern Kindern gute Dinge hervorbringen kann.

  1. Es gibt immer einen neuen Anfang

Hat Gottes Gnade ein Ende? Erreicht seine Treue ein Limit? Hat seine Liebe Grenzen? Ist das Maß seiner Vergebungsbereitschaft irgendwann voll?

Nein, nein und nochmals nein.

Ja, die Gnadenerweise des Herrn sind nicht zu Ende, ja, sein Erbarmen hören nicht auf, es ist jeden Morgen neu. Groß ist deine Treue. (Klagelieder 22-23)
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so übermächtig ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten. (Psalm 103,11)

Gottes Gnade, Treue und Liebe sind der Herzschlag der Bibel. Immer und überall durchziehen sie jede Seite. Jeden Morgen stehen sie neu für seine Kinder bereit. Genau das befähigt mich als Mama, jeden Morgen neu zu starten. Jeden Rückschlag zu Gott zu bringen und neu anzufangen. Dem Kind zu vergeben und neu anzufangen. Vergebung zu empfangen und neu anzufangen. Jede Entmutigung, jedes Bereuen zu Gott zu bringen und neu anzufangen.

Eine neue Chance, ein neuer Beginn ist immer und jederzeit möglich bei Gott. Und ist es auch noch so schwierig, Gott erweist mir in meiner absoluten Fehlerhaftigkeit seine Gnade und befähigt mich, diese an mein Kind, das sie genauso braucht wie ich, weiterzugeben. Es ist so befreiend! So voller Hoffnung!

  1. Überschütte sie mit Liebe

Es gibt einen Satz, den ich mal in einem Buch gelesen habe, der sich mir tief eingeprägt hat. Er lautet in etwa so:

Wenn dich das Verhalten deines Kindes am meisten abstößt, musst du es am engsten an dich heranziehen.

Es gibt Momente, da sind wir so enttäuscht, so ärgerlich, ja, manchmal auch so abgestoßen von dem Verhalten eines Kindes, das wir es am liebsten von uns stoßen möchten. Das wir nicht wissen, was zu tun ist. Oder vielleicht ist es ein Kind, mit dem wir ganz besondere innere und äußere Kämpfe kämpfen, das uns besonders herausfordert. Ich habe in den letzten Jahren gemerkt, dass ich genau dieses Kind so oft es geht in den Arm nehmen muss. Es streicheln muss, auf den Schoß nehmen, Liebe und Zuneigung zeigen, auch wenn es mir manchmal gar nicht danach ist.

Und dabei merkte ich, was mein Gott tagtäglich tut. Ein nimmt mich in seinen Arm, wie der Hirte sein verlorenes, dummes Schaf (Lukas 15,5). Wie der Vater seinen stinkenden, völlig heruntergekommenen verlorenen Sohn (Lukas 15,20). Er macht genau das mit mir und dir. So wie er mit uns immer wieder neu beginnt, so überschüttet er uns immer wieder mit seiner Liebe, gerade dann, wenn wir es am wenigsten verdient hätten.

Im Trubel des Alltags muss ich mich immer wieder daran erinnern: wende dich den Kindern liebevoll zu. Nimm sie einfach so in den Arm. Schaue ihnen in die Augen. Höre ihnen zu. Halte sie fest. Und ich merke, wie ich diejenige bin, die das am meisten braucht. Unsere Gefühle folgen oft unseren Taten. In dieser Weise kann ich auf wundervolle Weise das Wesen Gottes widerspiegeln.

  1. Vertraue!

Ein weiteres Wort hat mich tief geprägt und rührt mich immer wieder zu Tränen, weil es einfach eine Realität ist und ein Überlebensmittel für so viele verzweifelte Eltern: Hab Vertrauen in Gott!

Die Frau eines bekannten Predigers wurde gefragt, was sie in der Kindererziehung anders machen würde im Rückblick. Sie sagte, dass es natürlich vieles zu erwähnen gäbe, aber eines sticht über allem heraus:

Ich wünschte, ich hätte mehr auf Gott vertraut.

Im Rückblick lässt sich immer vieles relativieren, weil man weiß, wie eine Sache ausgegangen ist. Aber wenn man mitten im Chaos steht, sich mitten in einem Sturm befindet, wie oben erwähnte Mutter, wo man kaum noch einen Halt findet, wo einen die Sorge und die Angst überfällt und in ihren Klauen festhält - da ist es manchmal so schwer, dem trägen Herzen zuzurufen: Vertraue! ER wird alles gut machen!

Ich merke selbst, wie es mich immer mal wieder packt und ich mich in negativen Gedankengetrüpp verheddere und ich ins wanken komme. Da heißt es ein großes Stoppschild zu setzen und mit dem Psalmisten zu beten:

Nur auf Gott vertraut still meine Seele, von ihm kommt meine Hilfe. Nur er ist mein Fels und meine Hilfe, meine Festung; ich werde kaum wanken. (Psalm 62,2-3)

Sicher werden wir uns nie den Vorwurf machen, dass wir zu viel vertraut haben. Daher: ich möchte jeden Tag neu mich und meine ganze Familie und speziell das Kind, das mir am meisten Mühe und Sorge bereitet, zu Jesus bringen. Ihm vertrauen und darin Ruhe finden.

Das waren 4 Überlebensstrategien, die wir uns jeden Morgen neu zu Herzen nehmen dürfen, vor allem dann, wenn es alles andere als leicht ist in unserem Mama-Dasein:

  1. Du musst und kannst es nicht alleine schaffen: Dein Vater steht dir heute bei und erfüllt dich mit dem, was du für deine Aufgabe brauchst. Suche nur immer wieder Hilfe und Rat bei ihm!
  2. Du darfst jeden Tag neu anfangen. Seine Gnade genügt für deinen schlechtesten Tag und für Millionen weitere. Du darfst diese Gnade großzügig an deine Kinder weitergeben.
  3. Du bist umgeben von Gottes väterlicher Liebe und Zuneigung. Umarme sie und umarme deine Kinder sooft du kannst. Vergiss nicht v.a. das Kind, das es dir gerade besonders schwer macht!
  4. Du darfst Ruhen im Vertrauen auf einen allmächtigen Gott, dem wir unsere Kinder und was aus ihnen wird zu Füßen legen dürfen. Vertrauen in Gott ist die stärkste Kraft im Leben eines Menschen zum Ertragen der schwierigsten Umstände.

Was hat Gott dich gelehrt auf deinem Weg als Mama (oder Papa)? Nimm dir doch heute Zeit, darüber zu reflektieren und Gott dafür zu danken!

Als gläubige Eltern können wir, egal was mit unseren Kindern auch geschehen mag, morgens in dem Bewusstsein aufwachen, von der wichtigsten Person des Universums treu und innig geliebt zu werden. Weil Gott uns liebt, überlässt er uns nicht unserer eigenen Weisheit, Kraft oder Ressourcen. Weil er uns liebt, wird er uns niemals mit unseren Elternproblemen allein lassen. Weil er uns liebt, hat er uns mit Dingen verbunden, die weitaus größer sind als wir. Weil er uns liebt, vergibt er uns nicht nur unsere Sünden, sondern gibt uns auch Gnade, um es künftig besser zu machen. Weil er uns liebt, arbeitet er täglich daran, dass wir wachsen und uns verändern, damit wir besser tun können, wozu er uns berufen hat. Weil er uns liebt, arbeitet er daran, unsere Herzen mit einer Freude zu erfüllen, die nicht von den Umständen abhängig ist. Er liebt uns so sehr, dass er sich entschieden hat, in uns zu leben. (Paul D. Tripp)