Die Tage fliegen nur so dahin in diesem neuen Jahr. Soviel Dinge habe ich auf dem Herzen, die ich hier gerne teilen möchte und immer wieder kommt etwas dazwischen und hält mich davon ab. Heute habe ich einen unverhofft freien und damit auch ruhigen Nachmittag geschenkt bekommen und ich möchte ihn unter anderem nutzen, um etwas mir sehr wichtiges frei aus meinem Herzen heraus zu schreiben.

Der Anfang eines neuen Jahres setzt bekanntlich in manchen eine Energie frei, die sich in etwas Neuem entladen möchte. Gute Vorsätze, eingefahrene Dinge anders machen oder vielleicht sogar etwas ganz Neues starten oder sich Gewohnheiten antrainieren, die das Leben glücklicher, erfolgreicher, entschleunigender usw. zu machen versprechen.

Ich bin kein Coach in diesen Dingen. Und auch nicht unbedingt ein Fan davon. Aber ich bin ein absoluter Befürworter für neue Anfänge. Für kleine Anfänge. Für mutige Anfänge. Aufzustehen und zu sagen: Ich weiß, dass das gut ist, ich habe es schleifen lassen, ich habe es hinten runter fallen lassen, ich habe es aus dem Fokus verloren. Aber davon lasse ich mich nicht entmutigen, sondern ich fange wieder an. Oder ich beginne ganz neu etwas, von dem ich überzeugt bin, dass es gut ist.

Bei mir, und ich könnte mir vorstellen auch bei dir, passiert das nur zu oft mit dem Lesen von Gottes Wort. Irgendwie, irgendwann verliere ich den Faden und finde ihn nicht mehr so richtig. Ich lasse ihn schleifen. Lasse meine Gewohnheit los, in Gottes Wort zu verweilen, daraus zu schöpfen, es zu mir sprechen zu lassen. Das passiert nicht, weil ich mich dafür entschieden habe. Das passiert ganz ohne mein Einverständnis. Das passiert manchmal fast unmerklich. Das Dringliche quetscht sich immer vor das wirklich Wichtige. Es ist einfach immer schneller, immer schneller vorne dran, um bedient zu werden. Und am Ende bleibt keine Zeit mehr für das, was sich ruhig hinten angestellt hat: Das Wichtige.

Es ist kein Wunder, dass das so ist. Nicht in dieser Welt, in der wir als "Fremdlinge" leben, wie es Jakob so schön dem Pharao gegenüber ausdrückt (1.Mose 47,9). Nicht in einer Welt, die regiert wird vom Fürsten der Finsternis, der alles daran setzt, dass Menschen ins Licht finden und sich diesem Licht immer wieder voll und ganz aussetzen. Nicht in einer Welt, die so voller Ablenkungen ist, dass wir kaum noch wissen, was es bedeutet, ungeteilt irgendwo zu sein. Einfach da zu sein.

Diese Welt und der Herrscher dieser Welt bereitet uns nicht eine saftig grüne Wiese, auf der unser Leben als Gottes Kinder nur so gedeihen und wachsen kann. Diese Welt und ihr Herrscher wird alles versuchen, um es uns so schwer wie möglich zu machen, festzustehen, zu wurzeln, zu gründen, in dem, was nicht von dieser Welt ist: Unser Leben in Gott. Unser Leben für Gott. Unser Leben zu Gott hin.

Daher machen wir uns nichts vor: Nah bei Gott zu bleiben hat ganz viel damit zu tun, wie nah wir seinem Wort sind. Er selbst ist das Wort, wie es im Johannesprolog so eindrücklich steht. Machen wir uns nichts vor: Uns von Gott zu trennen, von seiner Wahrheit über uns, seiner Berufung für uns, seiner Liebe zu uns - das ist das erklärte Ziel des Teufels. Und oft ist es nicht der große Knall, der uns von Gott trennt, sondern es ist die leise, schleichende Entfremdung von Gott. Du kannst viele Jahre und sogar Jahrzehnte mit Gott unterwegs sein (wie ich) und diese Entfremdung kann dennoch kommen. (Wieviele Ehepaare, die schon sehr lange verheiratet sind, können das bejahen.) Entfremdung geschieht, wo die Beziehung nicht gepflegt wird. Oft schleichend und kaum spürbar, wie wenn ein kleiner Faden aus der Hand gleitet.

Ich habe für mich entschieden, diesen Faden festzuhalten. Ihn zu ergreifen und nah an mein Herz zu halten. Er ist Gottes Wort. Er ist die Bibel. Ich will wieder einen Anfang machen und sie mir wieder und wieder einmal mehr vertraut machen. Ich will sie lesen mit einem Plan und nicht mit einem hin und her wehenden Empfinden, was ich gerade brauchen könnte. Ich möchte die so bekannten Texte hören und lesen und sie auf mich wirken lassen. Während ich eine Wand streiche oder Auto fahre oder Wäsche zusammenlege. Ich will mich von neuen Texten überraschen lassen, wie sie mein Leben streifen und plötzlich eine große Bedeutung für mich bekommen. Ich will es hören und lesen und mehr erkennen, wer der Gott ist, an den ich glaube (und wie wundervoll kann man das, indem man einfach mal das Alte Testament anhört...).

Ich will dem Geist dieser Welt ein trotziges "Aber" entgegensetzen. Will dem Dringenden und Aufdringlichen seinen Platz weisen und das Wichtige tun, wie einst Maria, die zu Jesu Füßen saß, eine begierige Schülerin zu Füßen ihres Lehrers und Herrn und Geliebten und Retters.

Ich will dir Mut machen, es mir und vielen anderen gleich zu tun. Trotzig gegen den Geist dieser Zeit aufzustehen und nah an Gottes Herz zu kommen, indem du nah an sein Wort kommst.

"Denn wer hat den Tag der kleinen Anfänge verachtet?" (Sacharja 4,10)

Vielleicht ist heute der Tag eines kleinen Anfangs. Der Tag, an dem du wieder deine Bibel zur Hand nimmst und dich auf die Reise machst. Ich habe es schon so oft erlebt, was für beeindruckende Auswirkungen es auf mein Leben hatte. Und ich möchte mehr davon.

Ein neues Jahr, ein neuer Anfang, egal, zu welcher Zeit im Jahr. Der Anfang ist wichtig! Mache ihn mit Seinem Wort!

Es gibt tolle Hilfen, die Bibel zu lesen. Ich habe mich dieses Jahr für diesen Plan entschieden. Er geht chronologisch durch die Bibel, beinhaltet dabei aber jeden Tag Abschnitte aus dem Alten und Neuen Testament, was ich sehr gut finde. Dieser Plan ist vielfältig lesbar: in einem halben Jahr bis zu drei Jahren. Egal, welcher Rhythmus (obwohl ich den in einem Jahr empfehle ;) - lasst uns beginnen und sehen, wie Gott uns wieder neu begegnet in diesem Jahr durch sein Wort.