Gott hat uns unser Leben geschenkt. Einmalig, für eine bestimmte Zeit, die er festgesetzt hat und von der keiner weiß, wie lange sie gehen wird. Gott hat uns als ein Wesen geschaffen, welches in gut gelebten Beziehungen das meiste gute Leben erleben wird. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Wir sind geschaffen, um in der Beziehung mit Gott zu leben. Und wir sind geschaffen, um in der Beziehung mit anderen zu leben.

Beides ist in unserer heutigen Welt und Zeit zutiefst angegriffen. Der Mensch ist in seiner Beziehung zu Gott gestört. Schuld und Scham trennen uns von Seiner Liebe, die uns aber in Jesus Christus so nahe gekommen ist, das wir sie ergreifen können.

Die Beziehungen zu Menschen- naja, wenn ich mich nur in meinem kleinen Umkreis umblicke, in dem ich lebe: wie viel Streit und Unversöhnlichkeit. Wie viel Einsamkeit und innere Not ist da zu spüren und zu sehen. Allein in dem Haus gegenüber von uns mit seinen 37 Wohnungen, wohnen 14 Frauen allein. In einem weiteren Haus mit Seniorenwohnungen ist das Ehepaar, welches in unsere Gemeinde geht und 62 Jahre verheiratet ist, das einzige Paar, neben lauter allein lebender im Haus. Die Einsamkeit ist greifbar.

Wenn ich die Straße langlaufe, dann passiert es nicht sehr oft, dass mich ein vorbeigehender anschaut und grüßt. Jeder ist so auf sich konzentriert, dass der Mensch, der einem gerade begegnet gar nicht in das Bewusstsein tritt.

Vor einigen Wochen, als ich meine alte Freundin ein letztes Mal in ihrem Altenwohnheim besuchte und zum Abendessen fuhr, da sahen mich so viele Augen an. Es war, als ob sie mich anflehten. Als ob sie sehnsüchtig auf etwas schauen, was vorbei ist, auf etwas, was ihnen fehlt. Vielleicht einfach ein junger Mensch, der sie besucht, der ihnen Liebe und Zeit schenkt. Der ihren Tag erhellt, und wenn es nur eine halbe Stunde ist. Äußerlich sind sie super versorgt, doch die innere Leere und das Gefühl, allein zu sein, dass kann ihnen kein warmes Haus, kein gutes Essen oder effektive Medizin geben.

In den letzten Tagen und Wochen ging mir immer wieder diese Frage durch den Kopf: Für wen macht mein Leben einen Unterschied? Diese Frage kam einfach in meine Gedanken. Und ich möchte sie dir stellen: Für wen machst du einen Unterschied? (Damit meine ich nicht deine Familie und deine engen Freunde. Für die machst du ganz natürliche einen Unterschied :)

Nun, was meine ich eigenlich damit?

Jesus hat uns in der goldenen Regel alle Gesetze in eines gepackt:

"Liebe Gott von ganzem Herzen und mit deiner ganzen Seele und deinem ganzen Verstand. Und liebe deinen Nächsten wie dich selbst."

Für mich heißt das praktisch: Ich will nicht für mich leben. Ich will in erster Linie für Gott leben. Doch was heißt das? Wie kann man das praktisch leben?

Zuallererst muss unser Herz gefüllt sein mit Seiner Liebe! Mein Herz darf wissen und sich immer wieder versichern, dass Jesus mich liebt. Das ich bei ihm angenommen und wertgeschätzt bin. Dass seine Liebe meinen Wert ausmacht. Nichts und niemand anderes!

Diese Liebe in mir ist keine Endstation, sondern sie fließt und fließt. Und sie kann gar nicht anders als weiterzufließen, wenn wir sie lassen. Ich bete: Oh Herr, zeige mir, wer heute mein Nächster ist. Wer Liebe und Aufmerksamkeit braucht, wer ein gutes Wort, einen freundlichen Blick, einen Besuch, eine Karte, ein Päckchen, eine Nachricht braucht. Nicht immer und an jedem Tag bekomme ich direkt eine Antwort. Manchmal blicke ich zurück und erkenne erst von hinten, wo Gott mich gebraucht hat als seinen Kanal, um seine Liebe weiterzuleiten.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie wenig es braucht, um einen großen Unterschied im Leben eines anderen zu machen. Vor ein paar Tagen war ich einkaufen und kam an dem Haus eines älteren Ehepaares unserer Gemeinde vorbei. Schon oft hatte ich den Wunsch, sie zu besuchen. Doch eigentlich gibt es kaum einen geeigneten Zeitpunkt. Wenn ich nicht sage: jetzt! Egal, was nach hinten rutscht. So klingelte ich und verbrachte eine schöne Zeit mit tollen Glaubensgeschwistern. Ich wurde durch sie ermutigt. Am nächsten Sonntag strahlte mich der Mann an und flüsterte mir in Ohr: "Du warst unsere Sonne an dem Tag gewesen."

Für wie viele Menschen könntest du eine "Sonne" werden? Für wie viele Menschen könntest du einen Unterschied machen, den Tag erhellen, das Herz erwärmen?

Als ich einmal im Rossmann mit meinen vier Kindern war (so schnell nicht wieder) quengelte mein Jüngster nicht schlecht, weil er nicht bekam, was er wollte. Er war müde und ich fühlte mich innerlich sehr gestresst, alles zu managen. Ich schaute suchend in die Augen der Kassiererin, der Frau hinter mir. Doch ich fand nicht, was ich suchte: Freundlichkeit. Aufmunterung. Ein ermutigendes Wort. Verständnis. Statt dessen fand ich Herabschätzung, Missbilligung. Mitleid. Ernst und Strenge. Kein Lächeln, kein Reden mit meinem Kind. Ich fühlte mich allein und schlecht, als miserable Mama, die ihre Kinder nicht im Griff hat. Und warum muss man überhaupt vier Kinder haben... Das sind dann Gedanken, die mir durch den Kopf schwirrten. Durch dieses Erlebnis war ich heruntergezogen worden.

Als ich darüber nachdachte, überlegte ich, wie anders die ganze Situation gelaufen wäre, wie anders ich mich gefühlt hätte, wäre da eine freundliche, verständnisvolle Person gewesen. Die mir vielleicht einfach mit den Einkäufen geholfen hätte, die mir ein ermutigendes Wort zugesprochen hätte, oder auch nur einen weichen Blick.

Ich habe mir wieder einmal gesagt: das will ich anders machen. Du weißt gar nicht, wie klein die Gesten sein müssen, um für einen Menschen einen Unterschied zu machen.

Noch ein Beispiel: Vor einigen Wochen stand ich am Blumenstand unseres Wochenmarktes. Da gab es noch herrliche Freilandblumen. Ich stand da mit einer Frau und wir suchten uns jeweils einen Strauß aus und unterhielten uns. Als ich schon weg war, da kam mir in den Sinn: Warum hast du dieser Frau nicht einfach den Strauß mitbezahlt? Es tat mir leid, das ich es nicht getan hatte. Aber das hätte die Frau sicher erstaunt und hätte eine Nähe geschaffen und ihrem Blumenstrauß einen neuen Glanz verliehen.

Was möchte ich sagen? Ich wünsche mir eine immer größer werdende Offenheit in meinem Herzen für das Reden des heiligen Geistes, der mich führt und leitet in dem, wie ich schaue, wie ich rede, wie ich handle. Ich will mich da nicht von menschlichen Vorgaben bremsen lassen: du kannst doch nicht einfach jemand fremdes etwas bezahlen oder fremde besuchen...

Wenn ich meine Bibel lese, dann trieft sie nur so von Gottes Güte und seiner Freundlichkeit (auch mit Menschen, die nicht freundlich sind...), sie ist voll von Seiner Großzügigkeit (und wie wünsche ich mir einen großzügigeren Umgang miteinander, auch was "unser" Geld anbelangt), seiner Liebe, seiner liebevollen Begegnung mit uns Menschen.

Ich möchte mehr so sein wie Er! Ich möchte gebend leben. Denn wenn wir so leben, verspricht Gott uns seinen großen Segen. Geben, ob es nun Zeit, Geld, Aufmerksamkeit, Freundlichkeit... führt immer dazu, dass wir die größten Empfangenden sind.

Heute las ich in 5.Mose vom Erlassjahr. Alle 7 Jahre sollten alle Sklaven freigelassen werden. Aber nicht nur das. Sie sollten auch nicht mit leeren Händen gehen. Menschlich ein so großer Verlust für den Besitzer: Er verliert seinen Sklaven und soll ihm auch noch viele Gaben mitgeben... Doch was steht da am Ende:

"Es soll dir nicht schwerfallen, wenn du ihn freilassen musst. ... Und Jahwe, dein Gott, wird dich segnen in allem, was du tust." (5. Mose 15,18)

Alles was wir im Namen Gottes tun, was wir in seiner Liebe tun, was wir in seiner Liebe geben, werden wir vielfach wieder erhalten.

Lasst uns gerade jetzt in dieser Adventszeit unsere Augen aufmachen und um uns schauen und Gott fragen:

Wo kann ich einen Unterschied machen? Bei wem kann mein Leben einen Unterschied machen? Wie will Gott mich gebrauchen, dass mein Leben einem anderen Licht und Hoffnung bringt?