Vor einiger Zeit traf ich mich mit einer alten Freundin. Sie ist seit einigen Jahren erst verheiratet und wir kamen auf das Thema Kinder zu sprechen. Sie glaubt nicht an Gott und sieht wenig Grund, warum man in diese schlimme Welt Kinder setzen sollte. Und sie erzählte von einem Tabuthema, nämlich, dass Eltern es bereuen, Kinder zu haben.

Innerlich bäumte sich etwas in mir auf. Wie kann man es bereuen, Kinder zu haben? Was sind das für Eltern? Gibt es solche wirklich? - Naja, wir kamen an diesem Vormittag nicht zu einer richtigen Einigung, zu weit liegen einfach unsere Weltanschauung und unser Glaube auseinander.

Aber an einer Stelle muss ich ihr Recht geben:

An manchen Tagen fühlt es sich richtig schwer an, Kinder zu haben. Das kann ich nicht leugnen. Meine Kinder haben mich über die letzten fast 12 Jahre vor allem Demut, Hilflosigkeit und Selbstverleugnung gelehrt und das sind alles Dinge, die der moderne Mensch nicht in erster Linie anstrebt. Bei Gott sind das allerdings sehr kostbare Lektionen, die uns mehr in das Ebenbild Jesu verwandeln. Sein Weg, mir diese Dinge zu lehren, ist über mein Mutter Sein. An manchen Tagen ist es richtig hart.

Vor einiger Zeit war ich an einem Tiefpunkt meines Mutterseins. Ich stand am Fenster und weinte. Ich war innerlich richtig am Boden. Am Ende meiner Weisheit und Kraft. Kinder können so wahnsinnig viel emotionale Kraft kosten... Ich stand da und betete in meiner Verzweiflung zu Gott. Und in diesem Moment war es, als ob er zu mir sagte:

"Es ist ok. Du darfst weinen. Es ist wirklich hart. Und es ist wirklich schwer für dich. Und das darf anerkannt werden."

Das war für mich in diesem Moment so heilsam. Ich tendiere dahin, Dinge runterzuspielen, v.a. wenn sie vorbei sind. Ich appeliere an mich: andere haben es noch viel herausfordernder. Du machst irgendetwas falsch, daher bist du selbst schuld, das es so ist, wie es ist. - Das ist die Stimme des Teufels. Nicht die Stimme Gottes.

Es war so befreiend für mich zu sehen, zu hören und in meinem Herzen zu verstehen:

Ich darf diese Schwere fühlen. Es ist hart für mich. Es zieht mich runter und ich bin ratlos. Es macht mich traurig und lässt mich hilflos zurück. Ja, so ist das mit Kindern. ABER: genau so darf ich zu Gott kommen. Und er sagt nicht: Ach, stell dich nicht so an. Oder: Kinder sind mein Geschenk, sehe es doch gefälligst so. Oder: Da musst du allein durch. Schließlich hast du dich für vier Kinder entschieden.

NEIN. Seine Stimme klingt anders. Seine Stimme klingt so:

(Folgende Verse sind aus dem Matthäusevangelium, welches ich gerade studiere und in Klammern stehen eigene Zusätze.)

"Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen sein (auch mit dem Kinderalltag und -Stress); ich will euch erquicken." (11,28)
"Sei getrost mein Sohn (meine Tochter), deine Sünden (dein Versagen in Bezug auf deine Kinder) sind dir vergeben." (9,2)
"Sorgt nicht für morgen (was für eine Zukunft erwartet nur meine Kinder?), denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen." (6,34)
"Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft (er weiß es noch so viel besser als ich!), bevor ihr ihn bittet." (6,8)
"Selig sind, die da geistlich arm sind (ich darf mich arm und elend fühlen, völlig abhängig von Gott!), denn ihrer ist das Himmelreich." (5,3)
"Bei den Menschen ist's unmöglich (dieses harte Herz, wer kann es erweichen? dieses immer wiederkehrende Problem, wer kann es lösen?); aber bei Gott sind alle (allle!alle!alle!) Dinge möglich." (19,26)
"Und siehe, ich (unser geliebter Herr Jesus, der sein Leben für uns gegeben hat!) bin bei euch alle Tage (an den guten und den hammerharten und in die Verzweiflung treibenden) bis an der Welt Ende." (28,20)

Ich weiß nicht, wo du gerade stehst in deinem Muttersein. Sind deine Kinder noch klein oder stehen sie kurz vor der Pubertät oder sind sie schon mitten drin? Oder sind sie schon aus dem Haus? Wir bleiben immer Mütter, egal, wie alt die Kinder sind. Und wir werden wahrscheinlich nie aufhören, Geburtswehen zu haben. Und wir werden Tage erleben, wo wir nicht bereuen, dass wir Kinder haben, aber wo wir einfach am Ende sind. Wo unsere Kinder oder ein Kind uns alles abverlangt, was wir zu haben scheinen. Wo die Sonne hinter die Wolken zieht und Dunkelheit einkehrt. Wo die Welt um dich herum nicht sieht und hört und versteht wie es dir wirklich geht. Wo du dich allein und hilflos in deinem Kampf vorkommst (und das muss nicht nur im Bezug auf deine Kinder sein - vielleicht ist dein Kampf gerade ein ganz anderer...)

ABER genau dann halte ganz fest in deinem Herzen diese Wahrheit und schreie sie allen Lügen entgegen:

"Gott ist der ultimative Schöpfer des Lebens, der ultimative Ernährer und Versorger und der Mitfühlende und Sanfte, der unsere Bedürfnisse stillt, wenn wir - wie unsere eigenen Babys - nur noch um Hilfe schreien können. Gottes Liebe zu seinem Volk wird mit dem intensiven, schützenden Mitgefühl verglichen, das eine stillende Mutter für ihr eigenes hilfloses Kind empfindet. So kümmert er sich um uns! Wie eine Mutter ihrem hilflosen Kind Barmherzigkeit erweist, so erbarmt er sich der hilflosen Menschen. Gott erzieht und diszipliniert auch uns als seine Kinder liebevoll und macht uns immer mehr zum Ebenbild Jesu."

(Auszug aus dem sehr empfehlenswerten Buch "Risen Motherhood" von Emily Jensen und Laura Wifler)