Unser jüngster Sohn ist gerade voll im Superhelden-Modus. Ihn faszinieren diese erfundenen Figuren, die in seiner Fantasie leben und beinahe alles können. Er zählt schon die Jahre, die er noch hat, bis er 12 ist und den Spiderman Film anschauen kann. Als er vor ein paar Tagen noch von Dinosauriern träumte (die gerade auch hoch im Kurs sind...), erzählte er mir davon und ich fragte, ob es sehr spannend gewesen sei. Er meinte daraufhin: "Ja, es war erst ab 12."

Naja, schön war dann jedenfalls, als wir vom Thema Superhelden (von denen er langsam zu verstehen beginnt, dass es sie gar nicht in echt gibt) zu unserem großen Gott kamen. Er ist der größte Superheld, hat alle Superkräfte vollkommen in sich vereint. Er ist Herr über Wasser und Eis, über Feuer und Wind, über Blitze und Donner. Das beeindruckt unseren Kleinen schon sehr.

Ich wünschte, es würde mich auch so beeindrucken. Ich wünschte, ich hätte diese Realität mehr in meinem Herzen lebendig, wie unser Henry seine Superhelden. Denn es stimmt: Gott ist allmächtig und allwissend. Er ist überall und in allem. Alles durchweht und durchwebt er. Nichts ist ihm unmöglich.

Ziemlich tief fiel es mir vor ein paar Tagen ins Herz, als ich in dem Buch von Thomas Härry "Von der Kunst, sich selbst zu führen" las. Dort ging es darum, welche Perspektiven wir in unserem Leben einnehmen können, um uns inmitten aufgewühlter Emotionen in turbulenten Zeiten gut selbst steuern zu können. Die erste Perspektive war diese:

"Ich habe es mit Gott zu tun."

Dazu schreibt er folgendes:

"Seit einigen Jahren ist das ein Grundsatz, den ich in meinen Lebensumständen aufrechtzuerhalten versuche, besonders in schwierigen: 'Gerade jetzt, inmitten dieses Problems und angesichts dieser schwierigen Person, habe ich es mit Gott zu tun.' Natürlich habe ich es auch mit einem Konflikt oder Problem als solchem zu tun und muss Lösungen finden. Aber das ist nicht mein wichtigster Bezugspunkt. Mehr als mit etwas oder jemand anderem habe ich es mit Gott zu tun. Das gilt für all meine Lebensumstände, auch die schwierigen. Er mutet es mir zu. Das heißt auch: Er hat etwas mit mir vor. Er will mich etwas lehren. Mich inmitten dieser Umstände formen.
Diese Überzeugung wird mir immer fester und gewisser: In all unseren Lebensumständen verbirgt sich Gott; ist er selbst gegenwärtig. Auch in solchen, die wir als Zumutung, als Störung, als Hindernis, als Missgeschick oder Krise empfinden. Hier erst recht! Deshalb ist er mein erster Ansprechpartner." (S. 223f)

Genau das bedeutet es, an einen souveränen Gott zu glauben. Wir nicken das oft schnell mal ab und denken: ja klar, das ist doch nichts Neues. Aber was eigentlich dahinter steckt, hat das Potential unser Leben und unsere Sicht auf das Leben komplett zu verändern.

Ich hatte in den letzten Wochen immer wieder mal Situationen, die mich ordentlich gewurmt haben. Ich hatte etwas gutes geplant und plötzlich, "zufällig" kam es ganz anders. Ich hatte mich darauf gefreut und das geplante zerplatzte von einem auf den anderen Moment. Es war eigentlich etwas gutes gewesen, etwas,worüber sich Gott freut... Ich war ziemlich enttäuscht und auch sauer. Es fiel mir schwer, dort im ersten Moment Gottes Hand drin zu sehen. Warum darf das Gute nicht Wirklichkeit werden? Das muss Gott doch auch wollen. Nein- muss er nicht. Auch hier habe ich es mit ihm zu tun. Und darf vertrauen, dass er seine guten Pläne ausführt und ich weiter warten und beten darf.

Ich habe es mit Gott zu tun. Wenn die Krebsdiagnose kommt? Wenn sich die Eltern trennen? Wenn das Kind rebelliert? Wenn am Ende des Monats das Geld knapp wird? Wenn uns ein enger Freund enttäuscht? Wenn man uns die Zusammenarbeit kündigt? Wenn Menschen uns zutiefst verletzen?

Das sind alles tiefe Erschütterungen, die das Potenzial haben, uns in die Dunkelheit zu ziehen, uns von Gott zu entfremden, weil wir es nicht mehr mit ihm zusammen bringen können. Nicht mit einem liebenden Gott. Vielleicht sehen wir eher den Teufel, als Gott.

Doch welcher Trost zu wissen: Nichts ist Gott fremd! In meiner Entfremdung bleibt er der Nahe, der, der da ist und sieht. Der vor nichts und niemand erschrickt, dem nichts eine Überraschung ist!

Heute morgen las ich Psalm 139. Den wunderschönen und bekannten Psalm. Heute blieb ich an folgenden Versen hängen.

"Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. Spräche ich: Finsternis möge mich denken und Nacht statt Licht um mich sein - , so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht."  (9-12)

Was uns oft dunkel erscheint ist Licht bei ihm! Was uns oft keinen Sinn macht, das ist bei ihm bekannt und gelöst. Was uns oft so befremdet, das durchleuchtet er mit seiner liebenden und vertrauten Gegenwart. Was uns oft so schwer und niederdrückend ist, das benutzt er, um uns Flügel zu geben, die uns leicht in seine Nähe tragen.

Vieles bleibt uns sicher immer ein Rätsel auf dieser Erde. Gott werden wir nie ganz verstehen. Seine Wege bleiben oft schwer. Doch in allem an dem festzuhalten:

Hier und jetzt begegnet mir Gott in dem, was gerade geschieht. Das Schöne und das Schwere. Ich habe es mit Gott zu tun. Mit ihm in allererster Linie. Er ist der Superheld, der stärker ist als jeder Feind. Er steht völlig souverän über allem.

Wenn dir heute etwas geschieht, was dich irritiert und ärgert, enttäuscht oder verunsichert - bringe es zu deinem Gott! Verstehe, das die wichtigste Aufgabe in all dem ist, Gott zu vertrauen.

"Wenn wir es mit Gott zu tun haben, dann besteht unsere wichtigste Aufgabe darin, ihm zu vertrauen. Gott vertrauen ist die Essenz unseres Glaubens. Mit nichts anderem ehren wir Gott mehr - keinen Worten, keinen Gebeten, keinen Taten. ... Wer vertraut, lässt los. Kommt zu Ruhe, obwohl er nicht weiß, wie diese Sache ausgeht. Er findet mitten in den Stürmen die Zuversicht, dass Gott weiß und führt und die Kontrolle behält. Vertraut den Wegen Gottes, wie immer sie auch aussehen und enden. Vertraut, dass er mitgeht, Kraft gibt, Wege zeigt. Seine Wege. Und dass er mir hilft, sie zu gehen." (s.o. S.224f)  

Das ist sicher eine der höchsten Disziplinen, zu vertrauen und zu glauben, dass Gott selbst in den widrigsten Umständen gegenwärtig ist und seinen guten Plan hat. Aber es will auch immer wieder in den kleinen Zwischenfällen und Ärgernissen des Tages gelebt und geübt sein.

Unser Gott ist der größte und beste und vor allem realste Superheld. Nichts ist ihm unbekannt, nichts fremd, nichts zu groß oder klein. Er durchwirkt unser Leben, immer haben wir es mit ihm zu tun! Halleluja!