Unser Täubchen Jemima hatte letzte Woche Geburtstag. Sieben Jahre ist sie alt geworden. Ein Hoch auf mein schönes, aufgewecktes, energisches Mädchen!

Es ist ihr zweiter Geburtstag, den sie in Deutschland feierte. Und natürlich wünschte sie sich eine Party mit ihren Freundinnen. In mir stiegen zwei Gefühle auf: schön, sie hat Freundinnen, mit denen sie feiern will (heutzutage auch nicht mehr selbstverständlich) und: Hilfe, was werde ich mit der Mädchenherde anstellen?

In Albanien konnten wir Geburtstage immer frei von irgendwelchen Ansprüchen und Vergleichen begehen, weil (bis vor ein paar Jahren) das Feiern von Geburtstagen eher selten war. Manche wussten schon gar nicht, wann sie überhaupt Geburtstag hatten. Es war immer herrlich entspannt und  unkonventionell.

Doch hier in Deutschland ist ja alles anders. Das hatte ich schon immer wieder läuten hören und war froh, nicht dort zu sein. Naja, jetzt bin ich hier und ich habe vier Kinder, die Geburtstage feiern wollen und die zu Geburtstagen eingeladen werden. Und ja, das, was ich gehört habe, stimmt wirklich:

Kaum noch einer feiert seinen Geburtstag einfach zuhause mit einem selbst gemachten Spiel, z.B. etwas, was wir früher "Schnitzeljagd" nannten. Es muss schon ordentlich was geboten werden. Der Besuch eines Indoor Spielplatzes inklusive Essen und Geschenk. Oder eines Kletterparkes oder oder oder. Man möchte es nicht, aber dennoch spürt man einen gewissen Druck im Inneren.

Ich war mir lange nicht so ganz sicher, was genau wir machen werden. Nur eines wusste ich sicher: Ich will die Kinder bei mir zuhause haben.Will was "einfaches" machen, etwas, was viele vielleicht gar nicht mehr kennen. Ganz "altmodisch" am Geburtstagstisch sitzen mit Kuchen und Kerzen.

Doch welches Programm? Ich recherchierte hier und da. Doch als ich sah, dass das Wetter an dem Tag schön werden sollte, war mir klar, was sein soll: ein Kindergeburtstag im Wald (wozu meine Tochter auch ein großes JA hatte :)

So bereitete ich mit meiner großen Tochter (die schon eine sehr große Hilfe für mich ist) eine Schatzsuche im nahegelegenen Wald vor. 10 Stationen bis zum Schatz. Als ich im Wald war, spürte ich, wie gut mir allein die Zeit dort tat.

Falls ihr auch noch eine Idee für den nächsten Kindergeburtstag sucht, dann lasst euch doch hier inspirieren. Für mich gibt es kaum etwas schöneres, als Kindern, die oft sonst nie in den Wald gehen (auch das hat sich sehr verändert!), die Schönheit der Schöpfung Gottes nahezubringen in all ihren Fasetten. Riechen, Hören, Sehen, Schmecken... alles ist möglich.

Hier mal unsere Stationen, die wir jeweils mit einem Luftballon versehen haben, den die Kinder finden mussten:

  1. 5 Zapfen sammeln und auf einen Baum zielen
  2. Alle mal ganz leise sein. Was hören wir? Welche Tiere? Welche Vögel? Welche Geräusche? Vielleicht auch ein Wildschwein? ;)
  3. Jeder sucht sich etwas, was ihm besonders gut gefällt. Alles wird in die Mitte gelegt und jeder sagt, was er schön findet daran. (Bei uns waren es drei Mistkäfer, die die absolute Aufmerksamkeit aller erregten.) Dann dreht sich einer weg und wir lassen ein oder zwei Dinge verschwinden. Das Kind muss herausfinden, welche fehlen.
  4. Gut bei geraden Strecken: Seid mal leis. Ich glaub, da hinten ist ein wildes Wildschwein - nichts wie weg... Das lässt selbst träge Kinder mal richtig in Fahrt kommen. Einfach mal frei rennen - das tut so gut :)
  5. "Wer bin ich?" mit Tiernamen spielen
  6. Ein Waldbild legen aus verschiedenen Materialien, zb. eine Blume. Dafür kann man gut zwei oder drei Gruppen bilden.
  7. Picknick machen - eine schöne Stelle gemeinsam finden. Leckeres Obst (und ein paar Chips ;) genießen.
  8. Ein kleines Mobile basteln aus verschiedenen Naturmaterialien. Alternativ ist auch eine Kette möglich.
  9. Eines der Kinder bekommt die Augen verbunden und wird von den anderen durch den Wald geführt.
  10. Auf einen großen Baum klettern und ein lustiges Foto zusammen machen.
  11. Jetzt ist es soweit: die Schatzsuche kann beginnen! (Am besten in einem vorgegebenen Umkreis)

Da wir vom Schatz bis zum Auto noch eine Strecke zu laufen hatten, baute ich hier und da noch kleine Aufgaben ein. Zum Beispiel war da ein großer umgekippter Baum, auf dem man herrlich balancieren konnte.

Oder eine weite, offene Wiese: Mein Mädchen konnte nicht anders (da ist sie wie ihre Mama), als auf die Wiese zu rennen, sich hinfallen zu lassen, den Himmel anzuschauen, fangen zu spielen. Herrlich, diese Freiheit!

Photo by Paul Trienekens / Unsplash

Am Ende haben wir uns noch auf eine Decke gesetzt und einen Tontopf bemalt, ihn mit Erde gefüllt und ein paar Sonnenblumensamen hineingesteckt. Kurz die Basics für das Wachstum von Planzen erklärt: Licht und Wasser!

Schön war es, wie auch die Kinder, die sonst nur mal mit dem Kindergarten im Wald waren, plötzlich Augen für das Kleine und Schöne bekamen. Den Marienkäfer, der auf ihren Händen hin und her lief und dann seine Flügel öffnete, oh, und losflog. Oder die ersten Frühlingsblumen zu entdecken, die mutig und anmutig mit ihren schönen Gesichtern der Sonne zulächelten. Schön, den Kindern (drei Muslime waren unter ihnen) von dem großen Gott zu erzählen, der uns und alles so wundervoll gemacht hat.

Wir kamen alle erfüllt und fröhlich und hungrig nach zwei Stunden im Wald zurück. Einfach in den Wald gehen - das ist für viele Kinder in unserer heutigen Zeit eine größere Besonderheit, als in den Freitzeitpark zu gehen. Und welch wunderbare Aufgabe, neben all dem Spaß, den Kindern die Augen zu öffnen für die Wunder um uns herum.