Es gibt Tage, da denke ich wirklich, dass ich keine zu schlechte Mama bin. Ich habe den Kopf gut über Wasser, habe das Chaos im Haus einigermaßen im Griff, sogar die nie enden wollenden Wäscheberge. Was für ein befriedigendes Gefühl, mal keine Dreckwäsche überall und v.a. vor der Waschmaschine liegen zu haben. Ich habe auch Ideen zum kochen, mein Kühlschrank ist gut sortiert, ich finde tolle, passende Angebote, über die ich mich freue. Ich lese meinen Kindern friedlich auf dem Sofa vor, ich habe Geduld und Liebe, auch wenn der Jüngste mal wieder einen seiner besonderen Ticks lautstark auslebt.

Wie gehe ich nur mit all diesen Gefühlslagen um?

Doch dann gibt es andere Tage. So wie diesen.

Schon gleich morgens ist der Wurm drin. Ich muss nicht nur meine eher dürftig gute Stimmung aushalten, nein, da sind noch fünf andere Personen in meinem Haushalt, deren Gefühlslage am frühen morgen sehr variieren kann. Das finde ich im Moment sehr herausfordernd. Du weißt nie, wen du am Tisch antriffst. Motivierte oder trotzige, gereizte oder freudige Kinder.

Und um ehrlich zu sein, ich selbst muss auch bei mir sehen, wen ich antreffe.

Es könnte ja alles so schön sein. Und ich weiß auch, wie es ideal wäre: Noch bevor ich runter gehe und Menschen treffe, direkt nach dem aufstehen, treffe ich zuerst Gott. Sein Wort lesen und mit ihm reden. Ich weiß aus eigener sehr oft gemachten Erfahrung, dass das wirklich einen großen Unterschied macht. Aber zur Zeit nutze ich diesen Joker leider viel zu selten. Zu schnell haben mich die Forderungen des Tages (und der Kinder) schon im Griff und die kostbaren "Erstlingsminuten" des Tages werden so schnell mit allem möglichen gefüllt.

Bis dann alle aus dem Haus sind, je nach Stimmung friedlich, oder hastig, oder manchmal auch innerlich gestresst, ist schon sehr viel passiert und ich muss erst mal tief durchatmen und "Jesus bitte hilf!" beten.

Ab 12 Uhr trudeln dann alle nacheinander wieder ein. Jede und jeder mit seinen ganz eigenen Erlebnissen, die entweder freudig und ohne Punkt und Komma erzählt werden, oder die man eher wie ein zähes Kaugummi rausziehen muss. Eben je nach Kind und nach Stimmung. Doch als gute Mama will ich das im Blick haben und auch stille Kind nicht übersehen.

Doch manchmal fühlt sich das nachhause kommen der Kinder eher an wie ein laut und schnell fahrender Zug, der über mich herzieht und es fällt mir schwer immer wieder schnell auf die Beine zu kommen. Kontrolle zu behalten. Da sind wieder diese unterschiedlichen Stimmungen, die ich ausbalancieren muss. Streit, der schnell aufflammt, Unzufriedenheit mit dem Essen ... Und wenn meine Stimmung dann, so wie heute nicht balanciert ist durch Jesu Frieden, naja, dann wird es wieder ähnlich wie morgens: "Oh, Jesus, hilf mir."

Ich bin überfordert!

Im Moment bin ich immer wieder wirklich überfordert. Weiß manchmal nicht, wie ich den Tag überstehen soll. Weiß nicht, wie ich meinen Sohn in der Vorpubertät handeln soll, wieviel Druck im schulischen Lernen angebracht ist, wieviel Konsequenz, wieviel Gnade und wieviel Strafe. Fühle mich überfordert in dem mich aufgeben, hinten anstellen, wenn alles in mir schreit: du brauchst jetzt Zeit und Ruhe. - Dann lege ich mich schon mal in unser Schlafzimmer auf den flauschigen Teppich und verstecke mich. (Da ist es bequemer, als im üblichen Toilettenversteck ;) Lang hält das "ich tauche jetzt mal schnell ab" aber meistens nicht an. Viel zu schnell höre ich die vier Buchstaben, die unsere Erstklässlerin jetzt schreiben und lesen kann und die wohl in fast allen Sprachen die ersten sind, die ein Kind sprechen kann. Diese kostbaren vier Buchstaben, denen man manchmal entfliehen würde: nein, sie gehören nicht zu mir. - Oh doch, ich bin das, und das wird mir sehr schnell bewusst und ruft mich in die Realität zurück.

Was mir zur Zeit hilft...

Was mir gerade in all dem Kuddel Muddel hilft, ist ein kleines Büchlein, das wir seit einem Monat testen. Nicht erschrecken, es ist ein Stundengebet-Buch und ehrlich gesagt katholisch. Aber das merkt man kaum. Es ist für jeden Tag ein Morgenlob, ein Abendlob und ein Nachtgebet. Enthalten sind Gebete, Fürbitten, ein Hymnus (Lied) , manchmal eine Biographie interessanter Menschen, und verschiedene Lesungen aus der Bibel. Am Ende dann ein immer wechselnder Segen. An manchen Abenden mache ich es mit Danny zusammen und wir singen meine altbekannte Liturgie aus der lutherischen Kirche (bin so stolz auf meinen Mann, dass er dafür offen ist!)

Jedenfalls finde ich immer wieder Texte, die mich treffen und die tief und schön sind. Wie zuletzt folgende sparsamen und doch so gehaltvollen Worte:

Alles Gelingen: in deine Fülle.

In dein Erbarmen: meine Grenzen.

Und meine Sehnsucht: in deinen Frieden.

In deine Hände gebe ich mich.

All meine Freude: in deine Schönheit.

In deinen Abgrund: meine Klagen.

Und meine Hoffnung: in deine Treue.

In deine Hände gebe ich mich.

All meine Wege: in deine Weite.

In deine Schatten: meine Schwachheit.

Und meine Fragen: in dein Geheimnis.

In deine Hände gebe ich mich.

An solchen Worten und natürlich an Gottes Wort halte ich mich fest auch und gerade in diesen turbulenten, herausfordernden Zeiten. Ich bin in seiner Hand. Meine Kinder sind in seiner Hand. Und Gott sei Dank tut er sein Werk auch trotz mir in ihren Herzen. Gott ist immer der gleiche. Er trägt uns wie damals das Volk Israel in der Wüste. Wie ein Vater, der wie ein Adler über seinen Jungen wacht, ihnen fliegen beibringt, indem er sie aus dem Nest wirft, aber IMMER unter ihnen seine Schwingen ausbreitet. (5.Mose 32) Bei ihm gibt es immer ein Morgen, einen Neuanfang.

Und so gehe ich abends mal wieder von Bett zu Bett, suche Vergebung bei meinen Kindern und segne sie. Finde Vergebung bei meinem Vater und darf weitergehen - meine Wege - in seine Weite!