Ich bin immer wieder begeistert, wie reich und voller Leben Gottes Wort ist. Und das nicht nur an den Stellen, wo man es vermuten würde.

Heute kam ich in meiner Bibellese zu 1. Mose 25. Hier geht es erstmal um Abraham und seine Frau, dann um Ismael und seine Nachkommen und dann kommen wir zu Isaak und seiner Familie.

In dem Kapitel zuvor lesen wir eine der ausführlichsten Erzählungen über ein Ereignis, nämlich, wie Rebekka gefunden wird als Frau für Isaak. Eine sehr interessante Geschichte und in jedem kleinen Detail sehen wir hier Gottes Hand am Werk, ganz ohne große Wunder und Offenbarungen.

Eine wunderschöne Liebesgeschichte beginnt:

...und er (Isaak) nahm Rebekka und sie wurde seine Frau und er gewann sie lieb. Und Isaak tröstete sich nach dem Tod seiner Mutter. (1.Mose 24,67)

Ich glaube, dass diese Beziehung eine sehr besondere war. Gott geführt und vom Mensch voller Begeisterung umarmt. Noch dazu kommt, dass Isaak alles von Abraham erbt, wobei Abrahams andere Kinder mit Geschenken weggeschickt werden. Ganz eindeutig liegt der volle Segen, die volle Verheißung auf Isaak und seiner Familie und seinen Nachkommen. Alles scheint erstmal super zu sein.

Doch dann lesen wir weiter und stolpern schnell über das Wort "unfruchtbar". Was, Rebekka war unfruchtbar? Sie war doch die von Gott erwählte Frau für Isaak. Alles schien perfekt, Reichtum, Erbe, Liebe. Und dann das? Warum Gott? Warum gehst du mal wieder (wie bei Sarah) so einen menschlich gesehen komischen Weg? Warum Unfruchtbarkeit, wo Nachkommen so viele der Sterne sind, verheißen waren?

Isaak war selbst ein Kind der Verheißung, auf den seine Eltern sehr lange warten mussten. Doch anscheinend geht Gott mit ihm seine ganz eigene Lehrstunde durch.

"Und Isaak bat den HERRN für seine Frau, denn sie war unfruchtbar; da ließ der HERR sich von ihm erbitten..." (1.Mose 25,21)

Was sich hier wie eine sofortige Gebetserhörung anhört, hat in Wirklichkeit 20 Jahre gedauert. Isaak heiratet mit 40 und seinen ersten Sohn bekommt er mit 60.

Vier wichtige Lektionen lerne ich aus diesen wenigen Sätzen:

  1. Rein menschlich macht für mich vieles keinen Sinn.

Warum wählt Gott nicht den leichten Weg? Warum Unfruchtbarkeit? Warum so langes Warten? Doch bei Gott hat alles seinen bestimmten Sinn. Alles führt er gemäß seiner weisen, allwissenden Pläne aus. Zeiten der Wüste, des Durstes, des Unerfülltseins, der Fruchtlosigkeit, all das sind Zeiten, die nicht zufällig da sind, sondern ihren Platz in Gottes Geschichte mit dir und mir haben.

  1. Gott prüft mein persönliches Vertrauen zu ihm.

Ich kann tolle Geschichten hören (und was wird Isaak nicht alles von seinem Vater gehört haben über diesen großen Gott, der seine Verheißungen hält, der treu zu seinem Bund steht, der voller Liebe ist, der Gericht übt usw.), aber diese haben nicht die Kraft, tiefes Vertrauen in mein Herz zu pflanzen, wenn sie nicht am eigenen Leib durchlebt und in der eigenen Seele gefestigt wurden. Isaak wird ähnlich wie sein Vater auf die Probe gestellt. 20 Jahre lang. Die Verheißung über seinem Leben stand fest - aber es fehlte noch das entscheidende.

  1. Gott will unser anhaltendes Gebet!

Es ist so schön zu lesen, wie Isaak im Gebet für seine Frau einsteht. Hier klingt es so, als hätte er einmal gebetet und es traf ein. Aber nein. Wie gut, dass hier Zahlen genannt werden, sicher mit einer ganz bestimmten Absicht: 20 Jahre musste Isaak beten und warten. Wie oft er wohl Gott um einen Sohn gebeten hat? Gott möchte, dass wir im Gebet dran bleiben, dass wir ausdauernd sind und uns nicht entmutigen lassen. Im Neuen Testament finden wir viele Aufforderungen zum Gebet.

"Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet." (Jakobus 4,2)
"Bittet und es wird euch gegeben." (Matthäus 7,7)

Bitte ich? Bitte ich anhaltend? Bitte ich forsch, wie die Witwe, die den Richter der Stadt mit ihrem Anliegen nervt? Bleibe ich dran? Isaak ist mir hier ein Vorbild. Ich weiß nicht, welche Höhen und Tiefen er in den 20 Jahren Wartezeit gehabt hat, aber ich bin mir sicher, dass er festgehalten hat an dem Gebet und an der Verheißung Gottes.

  1. Gott führt durch alles in eine persönliche Beziehung zu ihm.

Manchmal kommt alles anders als geplant. Rebekka wird also nach 20 Jahren endlich schwanger. Gebet erhört! Traum erfüllt! Wunschlos glücklich? Es ist interessant zu lesen, was direkt im nächsten Vers nach der Gebetserhörung steht:

"Und die Kinder stießen sich in ihrem Leib. Da sagte sie: Wenn es so steht, warum trifft mich dies?" (1.Mose 25,22)

Rebekka hat Zwillinge, die sich scheinbar schon im Bauch bekämpfen. So hat sie sich das nicht vorgestellt. Vermutlich ging das auch mit Schmerzen ihrerseits einher. Nun kommt ihre Frage und wie ich es verstehe meint sie damit: Wäre es nicht besser gewesen, gar nicht schwanger zu sein? - Es kommt mir bekannt vor: Manche Gebetserhörungen fühlen sich erstmal gar nicht so gut an.

Doch was jetzt passiert, dem aufmerksamen Leser fällt es auf, ist erstaunlich: Sie bringt dieses Anliegen nicht zu ihrem Mann (wo zuvor noch klar steht, dass Isaak gebetet hat für Kinder), sondern sie geht selbst zum Herrn und befragt ihn. Mir scheint es, dass Rebekka auf dem Weg des Wartens und jetzt auch in der Situation, die sie nicht versteht, die ihr Mühe macht, die sie sich anders vorgestellt hatte, einen entscheidenden Schritt gegangen ist. In dieser Situation geht sie direkt zu Gott und fragt ihn. Und das wunderbare: Er antwortete ihr direkt. Ihr wird die Verheißung der zwei sich bekämpfenden Brüder gegeben, die die weitere Geschichte des Volkes Israel maßgebend prägen wird. Gott zieht Rebekka in eine direkte persönliche Beziehung zu ihm! Nichts besseres kann uns in unserem Leben passieren, als das!

Ich möchte dir Mut machen, mit wachen Augen Gottes Wort zu lesen. Wenn sich unbekannte Verse plötzlich aufmachen, in dir zu klingen und Wahrheit in dein Leben sprechen, dir Mut geben und dich herausfordern - Ich glaube, das meinte Jesus, als er sagte, wir leben von jedem Wort, das aus Gottes Munde geht.