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Da bleibt dein Mund offen stehen

Da bleibt dein Mund offen stehen
Photo by Vitaly Gariev / Unsplash

Ein Kind wird geboren. Es ist nicht gewollt – ein Kind von zwei Fremden.
Kaum auf der Welt, wird es verlassen. In seinem eigenen Blut liegt es da –
geworfen auf ein Feld, ohne Mitleid, ohne Erbarmen.
Nackt, ungewaschen, hilflos. Völlig schutzlos und verachtet.

Aber dann kam Er.
Er ging an dem Kind vorüber – und Er sah!
Er sah das Kind in seinem Blut liegen, nackt und hilflos,
und Er sprach:

„Du sollst leben! Lebe! Und du sollst heranwachsen. Du sollst eine Zukunft haben.“

Und so geschah es.
Das Kind wuchs heran – zu einer wunderschönen Frau.
Sie wurde geschmückt, geehrt, umworben –
eine vollkommene Schönheit,
bekleidet mit der Herrlichkeit ihres Bräutigams.

Doch sie verließ sich auf ihre Schönheit.
Sie schaute nur noch auf sich selbst
und brach die Treue.
Sie suchte sich Liebhaber an jeder Ecke
und verließ den, der sie gerettet und geliebt hatte –
den, der ihre Seele liebte.

Sie trieb es schlimm – so schlimm, dass kaum Worte dafür genügen.
Immer tiefer versank sie in der Dunkelheit,
verstrickt in den Fallen, die sie selbst gestellt hatte.
Unheilbar schien ihre Wunde, unheilbar der Schmerz des Bräutigams.
Alles lag in Scherben, zerstört und verloren.

Wieder liegt sie da – in ihrem Blut,
verachtet, zertreten, nackt und bloß.
Wer wird sich ihrer erbarmen?
Wer kann unheilbare Wunden heilen?

Doch dann spricht Gott:

„Ich will aber gedenken an meinen Bund,
den ich mit dir geschlossen habe in den Tagen deiner Jugend,
und will mit dir einen ewigen Bund aufrichten.“

Dieses „Ich aber“ ist das Wort Gottes,
das durch alle Schuld und Schande hindurchdringt.
Gottes Gnade ist nicht am Ende!
Seine Treue steht felsenfest.
Selbst wenn die Frau alles zerstört hat –
Er gedenkt des Bundes!
Und Er geht noch weiter:
Er richtet mit ihr einen ewigen Bund auf.
Er bricht nicht – Er erneuert!

Und dann kommt das Unbegreifliche:

„Ich will meinen Bund mit dir aufrichten,
damit du erkennst, dass ich der HERR bin,
damit du daran denkst und dich schämst
und deinen Mund nicht mehr auftust,
wenn ich dir alles vergeben werde,
was du getan hast, spricht Gott der HERR.“

All das Unfassbare, all die Schuld, all die Scham –
das, was sie am wenigsten verdient hat –
das bekommt sie: Vergebung.
Gnade.
Unverdient.

Ihr Mund bleibt offen stehen,
wenn sie diese überreiche Güte erfährt –
wenn ihr alles vergeben wird, was sie getan hat.

Hesekiel 16 – kein Kapitel, über das man einfach stolpert.
Aber ein Kapitel, das mich wie kaum ein anderes zu Tränen rührt.
Denn Hesekiel 16 erzählt nicht nur die Geschichte einer fremden Frau vor langer Zeit.
Es erzählt meine und deine Geschichte.

Wir alle lagen da – hilflos, nackt, verloren.
Wir alle konnten uns nicht selbst retten.
Wir wären gestorben, wenn nicht einer gekommen wäre, der sagte:

„Lebe! Du sollst leben!“

Doch wir haben uns abgewandt –
von dem, der uns Leben schenkte,
der uns in seine Gemeinschaft rief.
Wir gingen unsere eigenen Wege,
vertrauten auf unsere eigene Stärke und Schönheit.
Wir alle sind in die Irre gegangen wie Schafe.
Wir haben gesucht an allen Ecken und Enden,
unsere Seele verkauft, andere Götter angebetet –
Götter aus Menschenhand:
Karriere, Ehre, Kinder, Freunde, Geld, Macht, Besitz.
Wir alle haben den verlassen, der uns zuerst geliebt hat.

Aber höre die unglaubliche Nachricht:
So weit wir auch weggelaufen sind,
so sehr wir die Treue gebrochen haben –
die Geschichte endet nicht im Schlamm und im Blut.
Nicht bei Gott!

Die Geschichte der Frau –
deine und meine Geschichte –
endet bei einem treuen Gott.
Bei einem Gott, der sagt:

„Ich vergebe dir alles, was du je getan hast.“

Ich kann nicht anders,
als an den zu denken, der Jahrhunderte später
in Blut und Dreck geboren wurde –
das Kind, Gott selbst, schon immer da, ohne Anfang und Ende.

Seine Lungen füllten sich mit Luft,
und Er lebte als Mensch unter uns.
Jahre später lag Er wieder in seinem Blut –
nackt, verspottet, verlassen –
das Lamm Gottes,
der teure Preis für meine und deine Vergebung.

Hesekiels Worte erzählen von dem Kind,
das in Blut geboren und verlassen wurde.
Und sie weisen auf den hin,
der kam, um seine Scham zu bedecken
und es von aller Schuld zu befreien –
den Menschensohn, den Sohn Gottes,
der kam, um die nackte, blinde, hilflose Menschheit
zurückzubringen zu ihrem Retter-Gott.

Jesus Christus,
vor dem wir alle mit offenem Mund stehen,
wenn wir begreifen,
dass Er uns durch seinen Tod am Kreuz
alle Schuld vergeben hat.

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