Überall in Deutschland ist die Vorfreude wieder groß auf das alljährliche St. Martinsfest. Laternen werden in Kindergärten und Grundschulen gebastelt, Lieder werden eingeübt (und immer wieder scheitere ich an den Strophen des Liedes Sankt Martin, Sankt Martin...), Wecken (wie sie bei uns hier heißen) werden zu tausenden gebacken, die Geschichte des Heiligen Sankt Martin wird immer wieder erzählt.

Meine zwei kleinen sind voller Vorfreude auf den Zug mit Pferd und "echten" Sankt Martin. Das gehört natürlich voll dazu. In Albanien kam diese alte deutsche Tradition etwas zu kurz, und umso mehr saugen unsere Kinder es jetzt auf. Es liegt ein gewisser Zauber über dieser Zeit...

Gestern, beim Martins Umzug des Kindergartens, lief ich mit Freunden aus Kirgistan, die dieses Fest zum allerersten mal hier in Deutschland erleben. Sie fragten mich, was es mit diesem Heiligen Martin auf sich hätte. Ich erzählte ihnen in knappen Zügen die Geschichte. Auch den Teil, der leider immer weg gelassen wird und doch die letzte Strophe des oben erwähnten Liedes als Inhalt hat:

Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin legt sich müd' zur Ruh
da tritt im Traum der Herr dazu.
Er trägt des Mantels Stück als Kleid
sein Antlitz strahlet Lieblichkeit.

Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin sieht ihn staunend an,
der Herr zeigt ihm die Wege an.
Er führt in seine Kirch' ihn ein,
und Martin will sein Jünger sein.

Sankt Martin, Sankt Martin,
Sankt Martin wurde Priester gar
und diente fromm an dem Altar,
das ziert ihn wohl bis an das Grab,
zuletzt trug er den Bischofsstab.

Naja, ihnen blieb doch etwas verborgen, warum wir hier in Deutschland so ein Fest um diese Begebenheit machen.

Ich hatte vor ein paar Tagen ähnliche Gedanken, als ich mit meinem Jüngsten im Bad beim Zähneputzen saß und wir über dieses Fest sprachen. Ich sagte ihm, dass wir so viel um einen Mann sprechen und feiern, der (wie in der Geschichte ja immer erzählt wird) "nur" seinen halben Mantel abgab. Und über den, der so viel mehr für uns gab, über den wird nicht mehr gesprochen, geschweige denn ein Fest gefeiert (es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass Weihnachten alles andere ist als das Fest für den, dessen Geburt wir da eigentlich gedenken). Über den, der nicht nur seinen Mantel für uns gab, sondern sein alles. Sein ganzes Leben! Über den, der soviel mehr Erbarmen mit uns armen Menschen, die wir alle wie Bettler sind vor Gott, hatte. Über den, der im Zentrum der Geschichte steht.

Über den viel besseren Sankt Martin: JESUS CHRISTUS.

Vielleicht können wir dieses Martinsfest dazu zum Anlass nehmen, mit unseren Kindern genau darüber zu reden? Sankt Martin war toll, aber Jesus war ultimativ besser, weil er sein alles für uns gegeben hat. Er hat uns nicht mit einem halben Mantel bekleidet und unsere Not ein wenig gelindert. Durch das, was er uns gegeben hat, sind wir königlich bekleidet. Wir sind nicht mehr nackt und voller Scham, sondern er hat uns durch sein Leiden und Sterben mit seiner Würde bekleidet, aus dem Staub des Weges gehoben und zu Königskindern gemacht, die gerecht vor Gott stehen.

Jesus ist der soviel bessere Sankt Martin. Warum reden wir nur so wenig über ihn? Warum kennen Kinder in unserem Land die Geschichte des Mannes, der seinen Mantel geteilt hat besser, als die Geschichte des Mannes, der sein Leben gegeben hat für uns?

Wenn wir in diesen Tagen diesen Umzug mit hunderten von Lichtern machen und Lieder singen zu Ehren eines Menschen, dann lasst uns dabei an den denken, der das ultimative Licht in die Welt gebracht hat, für den alle Loblieder dieser Erde nicht ausreichen würden um ihn zu ehren, für das, was er für die bettelnde, nackte Menschheit getan hat. Wir kennen ihn, den viel besseren Sankt Martin.