Zur Zeit lese ich eine spannende Biographie von William Wilberforce. Wenn ich abends ins Bett steige, lese ich noch ein paar Seiten und werde in die Zeit des späten 18.Jhd versetzt, als Wilberforce und viele andere mit ihm in England den schrecklichen Sklavenhandel abzuschaffen versuchten.

Um mich noch besser in die Zeit hineinversetzen zu können, schaute ich mir vor kurzem den Film "Harriet" an, in dem es um eine wahre Geschichte einer Sklavin geht, die ihrem Sklavendasein entgeht und im Laufe ihres Lebens noch vielen Sklaven zur Flucht verhilft. Eine mutige und tapfere Frau. Bevor sie den fast aussichtslosen Versuch einer Flucht zu Fuß und allein wagt, hat sie ein Gespräch mit ihrem Pastor. Er sieht sie eindringlich an und sagt ihr:

"Angst ist dein Feind. Vertraue Gott!"

An sehr vielen Stellen ihres Lebens hat sie die Angst überwunden und Gott auf wundersame Weise in ihrem Vertrauen erlebt und gehört. Eine Stelle im Film berührte mich besonders. Eine Freundin kämmte ihr die Haare und fragte sie:

"Du sagst immer, dass Gottes Stimme dich führt. Wie fühlt sich das an?" -
"Manchmal tut es weh, wie ein Schlag ins Gesicht. Manchmal ist es sanft, wie ein Traum, der sich auflöst, sobald man aufwacht. Ich glaube, ich habe gelernt, Gott zu sehen und zu hören, wie andere Bücher lesen lernen. Ich schenke ihm meine ganze Aufmerksamkeit und stelle keine Fragen, bevor ich mich fragen kann, ob ich tatsächlich etwas gehört habe, bevor ich begreife, was es bedeutet."

Ich habe mir die Frage gestellt: Wie höre ich Gott in meinem Leben? Habe ich eigentlich Zeit, ihn zu hören? Doch vielleicht ist es nicht so sehr die Zeit, sondern vielmehr mein Herz, welches nicht aufmerksam ist?

Wie kann ich lernen, auf Gottes Stimme zu hören und ihr zu folgen? Wenn es doch nur so leicht wäre, wie ein Buch lesen lernen... Ja, kann man es wirklich lernen, auf Gottes Stimme zu hören und ihr zu folgen?

Ich denke gerade an Jesus und was er sagte:

"Er (der gute Hirte) ruft seine Schafe mit Namen einzeln aus der Herde heraus und führt sie ins Freie. Wenn er sie dann draußen hat, geht er vor ihnen her. Und sie folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. Einem Fremden würden sie nicht folgen, sondern weglaufen, weil sie seine Stimme nicht kennen." (Johannes 10,3-5)

Das ist es! Es kommt nicht auf die Methode an, wie wir hören müssen, dass wir seine Stimme und damit seine Führung erkennen. Es ist keine Anstrengung. Keine to do Liste. Keine magische Formel. Keine besondere Gabe nur einzelner Besonderer.

Jesus setzt es einfach voraus, dass seine Schafe seine Stimme kennen und ihr folgen. Sie kennen sie einfach. Warum? - Es ist die Stimme, die zu dem gehört, den sie lieben und der sich wie kein anderer um sie kümmert.

Für mich ist es die Stimme dessen, den ich immer mehr kennen und lieben möchte, weil er mein guter Hirte ist. Er ruft mich. Bei meinem Namen. Er führt mich in die Freiheit. Er gibt sich mir. Er kennt mich von innen nach außen. Darum geht es. Es geht um Ihn! Um Jesus und darum, wie ich ihn kenne. Wie ich ihn liebe. Wie ich mit ihm verbunden bin. Wie ich ihm mit allem was ich bin und habe vertraue. Mit meinem ganzen Leben, - wie die Schafe. Ohne Hirten sind sie aufgeschmissen in dieser gefährlichen Welt.

Wie nah bin ich bei Jesus? Das ist die große Frage. Erlebe ich, dass er zu mir spricht, heftig manchmal und sanft zu anderen Zeiten? Bin ich ruhig und friedlich in seinem Arm, wie ein kleines Lamm, das er unter seinem Gewand schützt?

"Er sorgt für sein Volk wie ein guter Hirte. Die Lämmer nimmt er auf den Arm und hüllt sie schützend in seinen Umhang. Die Mutterschafe führt er behutsam ihren Weg." (Jesaja 40,11)

Ann Voskamp hat in ihrem neuen Buch "Waymaker" folgendes dazu geschrieben:

Wir wollen Klarheit und Gott will Gemeinschaft. Wir wollen eine Landkarte und Gott will eine Beziehung. Wir wollen Antworten und Gott will unsere Hand. Gott hat Abraham keine Karte gegeben; er gab Abraham eine Beziehung. Warum sollte Gott eine Karte geben, wenn er sich selbst geben kann? Wir brauchen mehr die Person Gott, als dass wir den Plan für unser Leben bräuchten. Das Herz des Glaubens ist das Ohr. Und Gottes Wille ist etwas, auf das wir lernen müssen zu hören, zu warten, uns auszurichten.
Der Herr sagt: Ich will dich belehren und ich zeig dir den richtigen Weg. Ich will dich beraten und ich behalte dich im Blick. (Psalm 32, 8)

Das Herz des Glaubens ist das Ohr. Die Schafe folgen, weil sie hören und kennen. Gott will nicht klare, nicht zu überhörende Weisungen geben, sondern unsere Beziehung zu ihm. Unser Hören seiner Stimme wird nur in dem Maße sein, wie wir mit ihm Verbunden sind (Ausnahmen bestätigen dabei die Regel ;) Beziehung. Immer wieder geht alles dahin zurück. Vertrauen. Nah bei ihm bleiben. - Mehr fällt mir dazu gerade nicht ein. Aber es reicht mir und macht mein Herz froh...