Was für eine Hiobsbotschaft! Diesen Ausdruck kennen viele und wissen wahrscheinlich nicht wirklich, woher er kommt. Weißt du es? Hast du jemals das Buch Hiob gelesen?

Ich muss ehrlich sagen, dass ich oft einen Bogen um dieses Buch gemacht habe. Ja, ich habe schon gehört, dass es zu einen der großen Werke der Weltliteratur zählt, aber die langen Reden und Ausführungen hängten mich innerlich meist ziemlich rasch ab.

Klar, der Anfang ist einzigartig, atemberaubend. Ein Blick in den Himmel. Gott thronend, umgeben von Engel und Söhnen Gottes. Dann der Gegenspieler, wie er Gott herausfordert, Erlaubnis bekommt, Hiob mit tatsächlichen Hiobsbotschaften zu schlagen, allen Besitz zu zerstören oder zu stehlen, alle Kinder an einem Tag zu verlieren. Und wenn das nicht genug ist, bekommt der Teufel auch noch Anrecht auf den Körper des Hiob, ihn mit schrecklichen Krankheiten zu quälen, so dass er nicht mal mehr erkenntlich ist für seine Freunde und Familie.

Interessant ist, dass Hiobs Frau nicht stirbt. Warum habe ich mich gefragt. Wenn wir das einzige, was sie im Hiobbuch sagt, lesen, verstehen wir vielleicht ein wenig:

Sie versucht ihn von Gott abzubringen "Fluche Gott und stirb!" (2,9) Fügt der Teufel Hiob mehr Schmerzen zu, indem seine eigene Frau die Seite des Teufels vertritt und ihm in dieser Weise eine noch größere Plage wird?

Vor wenigen Tagen habe ich Hiob nun fertiggelesen. Und ich muss sagen:

Hiobs Botschaft ist eine gewaltige. Auch wenn ich nicht jedes Detail verstehe (weit entfernt) und auch wenn die vielen Reden der Freunde Hiobs und Hiobs selbst nicht unbedingt jeden Nerv in mir treffen, kam mir doch eine Sache gewaltig ins Bewusstsein:

Nach vielem menschlichen Reden, spricht Gott am Ende selbst. Er spricht aus dem Sturm, mächtig, brausend. Und jetzt kommt es. Gott gibt Hiob in keinster Weise Antwort auf seine vielen Fragen. Er erklärt ihm nicht, wie man vielleicht erwarten würde, in seelsorgerlichen Art und Weise, wie das alles kam, gibt ihm keinen Einblick in das Geschehen im Himmel, deckt ihm nicht die Vergangenheit auf. Er lobt ihn auch nicht oder bedankt sich bei ihm für sein Standhalten in dieser Anfechtung.

Nein, Gott offenbart in 4 Kapiteln (38-41) seine Größe. Nichts weiter. Er antwortet ihm, so steht es hier in 38,1 - ja es ist eine Antwort. Aber eine so andere als erwartet. Er antwortet, indem er Fragen stellt (ein göttliches Prinzip, wunderbar sichtbar auch bei Jesus). Insgesamt 55 Fragen (wenn ich mich nicht verzählt habe) lassen Hiob ganz schön klein da stehen. Fragen, die sich auf die Natur und ihre Ordnung beziehen und einen tollen Einblick in Gottes Sicht darauf bieten.

Und am Ende fragt Gott:

"Mit dem Allmächtigen will der Tadler rechten? Der da Gott zurechtweist, er antworte mir." (40,2)

Klar, dass Hiob darauf nichts zu antworten hat, außer, dass er schweigen wird. Dann redet Gott noch einmal. Als ob die erste Rede nicht genug war und in Hiob Wirkung gezeigt hatte. Und doch ist Hiobs Antwort nun eine andere darauf. Er sagt nicht:

Oh nein, was soll ich sagen, was bin ich blöd, dass ich überhaupt Gott in Frage gestellt habe. Ich sage lieber gar nichts mehr...

Es ist keine bittere, traurige, sich in unguter Weise kleinmachende Antwort.

Nein, sein Bekenntnis jetzt ist die Knospe, die im ganzen Hiobbuch gewartet hat, aufgehen zu dürfen und eine wunderschöne Blüte zu treiben:

"Ich habe erkannt, dass du alles vermagst und kein Plan für dich unausführbar ist. ... Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, jetzt hat mein Auge dich gesehen. Darum verwerfe ich mein Geschwätz und bereue in Staub und Asche."

Hiob war ein total rechtschaffener Mann. Er war gottesfürchtig und mied das Böse. Er tat Buße sogar bevor etwas geschah und für das, was er nicht einmal selbst getan hatte. Es scheint mir schon so, wenn ich Hiob am Anfang lese, dass Hiob eine Beziehung zu Gott hatte. Und doch wie interessant: Seine ganze Gottesfurcht und sein gutes Verhalten hatten ihn nicht in eine Beziehung zu Gott gebracht. Er kannte ihn nicht persönlich. Doch jetzt, nach all dem Elend, was er erlebt hatte, sprach Gott zu ihm. Nicht in erwarteten, vielleicht gewünschten Antworten.

Gottes Antwort ist es, seine Größe und Allmacht zu zeigen. Und diese Antwort, so unglaublich es scheint, genügt dem Hiob. Sie zeigt ihm, wer er ist aber noch viel wichtiger, sie zeigt ihm, wer eigentlich sein Gott ist, dem er dient!

Wie ist das bei dir? Wünschst du dir dringend Antworten auf deine Fragen? Warum lässt Gott das zu? Warum muss ich das erleiden? Warum geht es mir so schlecht? Warum musste das jetzt auch noch passieren? - Alles Fragen, die sich Hiob stellte. Alles Fragen, die sich die ganze Menschheit stellt.

Vielleicht ist die Antwort, in der wir Ruhe finden, das Schauen und Erkennen von Gottes Allmacht. Vielleicht ist es die liebevollste Antwort, die Gott uns geben kann, dass wir ihn sehen dürfen, seine Größe und Weisheit, wie er alles geschaffen hat und ins kleinste Detail lenkt. Vielleicht darf genau das uns Ruhe und Frieden geben, in dem Sturm, in dem wir stecken. Vielleicht schenkt uns das die tiefe innere Gewissheit, dass auch unser kleines Leben sicher in der Hand des Schöpfers liegt und nichts, gar nichts, ihm entgleiten kann?

Viele Jahre nach Hiob hat Gott uns Menschen wieder eine Antwort gegeben im Sturm. Als Jesus Christus am Kreuz von Golgatha hing, brach der größte kosmische Sturm aus, den die Welt je gesehen hat. Dort sprach Gott wieder gewaltig im Sturm. Nicht so sehr mit Worten, sondern mit unfassbarer Liebe! Hier verkündet Gott, der Allmächtige, seine Antwort in eine leidgeplagte, verlorene Welt.

Jesus stirbt, viel schlimmer zugerichtet als Hiob. Jesus, der bessere Hiob. Der sündlose Sohn Gottes. Gottes Antwort auf unsere Fragen. Gottes Antwort auf unser Problem. Gottes Antwort, um Ihn kennen zu können, von Auge zu Auge. Gottes Liebe und Vergebung manifestiert. Hier findet unser Herz Ruhe und Frieden.