Es war immer wieder ein Kampf. Ja, ein Kampf. Ein Kampf um das Wie, und Wann und Wo. Ein Kampf gegen Entmutigung und schlechtes Gewissen. Ein Ringen mit Gott, wie es möglich ist. Aber auch ein tiefes überzeugt sein, dass es gut und richtig ist. Und doch immer wieder ein Kampf. Vielleicht geht es dir auch so. Es geht um die berüchtigte Familienandacht. Klingt altmodisch, nicht wahr. Doch hier schreibe ich ein Plädoyer dafür und hoffe, dich ermutigen zu können, diesen Kampf nicht aufzugeben, sondern ihn zu kämpfen - es lohnt sich nämlich!

Unsere Geschichte mit der Familienandacht
Seit wir vor knapp elf Jahren Eltern geworden sind, hatten wir natürlich hohe Ansprüche an uns. Hatten ja schon einige gute Bücher zum Thema gelesen und es war klar: wir wollen unsere Kinder bestmöglich geistlich prägen. Und dazu gehört natürlich auch eine Zeit als ganze Familie, in der wir zusammen Bibel lesen und beten. Als unsere Kinder sehr klein und nicht so zahlreich waren, da klappte es eigentlich recht gut. Als jedoch immer mehr Kinder dazu kamen, es immer unruhiger wurde und die Bedürfnisse sehr unterschiedlich wurden, da wurde es zunehmend schwieriger. Oft war es ein Geheule und Gestreite, wer neben Mama sitzen darf. (Mehr als zwei Kinder rufen diesen Kampf hervor.) Meist war ich, noch bevor es überhaupt losging, am Ende mit meinen Nerven und der Wunsch, die Kinder einfach nur ins Bett zu bringen, ohne gemeinsamen Abschluss auf dem Sofa, der wurde immer größer.

Dann versuchten wir es anders: Alle vier Kinder legten sich in ihr Bett und wir machten so die Andacht. In Albanien ging das gut, da wir nur ein Kinderzimmer hatten. Das ersparte uns auf jeden Fall den Streit um den Logdenplatz neben Mama. Wir lasen fortlaufend eine Geschichte aus der Kinderbibel (haben da sicher insgesamt fünf verschiedene gehabt...) und beteten zusammen. Anfangs wollten die Kinder nicht laut beten, aber mit der Zeit trauten sie sich. Da brauchen Kinder auch unterschiedlich lange, bis sie das möchten. Regel ist immer: nur wer möchte,  beten.

Seit Dezember letzten Jahres hat sich nochmal viel geändert. Zum einen sind unsere Kinder wieder einiges älter geworden. Zum anderen leben wir wieder in Deutschland und haben nun den Luxus eines Wohnzimmers (den wir in Albanien nicht hatten). Unsere beiden großen äußerten den Wunsch, aus der "echten" Bibel zu lesen. (Sie bekamen beide zu Weihnachten eine wunderschöne Bibel von den life lions mit ihrem Namen eingeprägt und einer gut verständlichen Übersetzung).
Wir waren im Oktober gerade in unser neues Haus eingezogen und ich hatte den starken inneren Drang, es mit Lobpreis und Anbetung zu füllen, nachdem ich so oft einen Unfrieden spürte zwischen uns allen.
So begannen wir in der Adventszeit, uns regelmäßig am abend zusammenzusetzen, um zu singen, zu lesen und zu beten.

Am Anfang war es wieder ein Kampf. Die beiden großen saßen einigermaßen still, die beiden kleinen sahen nicht ein, warum sie ihr spielen unterbrechen und ruhig sein sollten. Jede neue Gewohnheit, die wir einführen, hat mit massiven Widerständen fertig zu werden, das habe ich schon oft gehört. Die Widerstände formieren sich oft in unseren eigenen Herzen: Warum schaffen wir das einfach nicht? Warum können die Kinder nicht 5 Minuten ruhig sitzen? Warum ist es immer solch ein Kampf, bis es losgeht?
Kurz: Es war schwer am Anfang. Keine allzu besinnliche Zeit. Da gab es Steitereien, wer die Kerze auspusten darf usw.
Aber was soll ich sagen: Seit Dezember haben wir es durchgehalten und es ist, wie zu erwarten, immer einfacher geworden. Manchmal ist es natürlich immer noch ein Ankämpfen oft auch gegen den eigenen Wunsch, am abend endlich mal Ruhe zu haben (v.a. wenn es mal wieder später als gewünscht geworden ist).

Warum du den Kampf kämpfen solltest
Ich weiß nicht, wie du zu diesem Thema stehst. Vielleicht sagt es dir gar nichts. Oder du hast schon mehrmals entmutigt aufgehört. Oder du siehst es nicht wirklich als wichtig an. Oder vielleicht bist du schon dabei, es zu tun und hast einen tollen Weg gefunden.
Wo auch immer du stehst, ich will dir drei Gründe nennen, warum es den Kampf absolut wert ist, mit deiner Familie vor Gott zu treten.

Jesus ist mitten drin
Das ist das Beste von allem! Du bist in dem Kampf nicht allein. Jesus ist da und ist mit dir und euch. Wir machen zu Beginn der Zeit immer eine Kerze an. Sie symbolisiert für uns, dass Jesus präsent ist. Mit seinem Licht, seiner Wärme, seinem Geist. Lass dich nicht entmutigen, wenn es nicht so läuft, wie du es dir vorstellst. Schau auf das Licht, schau auf Jesus. Es ermutigt mich, immer wieder daran zu denken, dass Jesus genau wegen unserem menschlichen Chaos gekommen ist. Wegen unserer Sünde. Es erschreckt ihn nicht. Er ist da. Manchmal sind wir echt down, v.a. wenn uns die Kinder auch schon den ganzen Tag gefordert haben. Doch genau so dürfen wir nun zu Jesus kommen. Das ist die gute Nachricht! Das ist das Evangelium. Und vielleicht predigt das an sich schon viel mehr als alles andere.
Jesus ist da, mitten drin!

Jesus wird geehrt
Mittlerweile mache ich die Andacht nicht mehr, weil meine Kinder es brauchen, sondern weil ich es vor allem brauche. Egal, was am Tag war, wir kommen zusammen. Vielleicht sind wir innerlich weit entfernt voneinander. Doch da sind wir und wir singen zusammen. (Wir singen gerne aus dem Liederbuch "Seht unsern Gott" - eine gute Mischung aus alten und neuen Liedern nur in deutscher Sprache). Ihr wisst gar nicht, welche versöhnende Kraft das gemeinsame Singen hat. Wenn ich meinen großen laut singen höre, dann jauchzt mein Herz. Aber nicht nur meines. Auch Jesus wird geehrt! Er freut sich. Es ist wie ein Sieg in diesem Haus, in unserer Beziehung, in meinem Herzen. Wir lesen Gottes Wort und entdecken so viel. So schön zu sehen, dass auch Kinder durchaus die Worte aus der echten Bibel verstehen können.
Und schön zu sehen, wie ihr Verständnis immer größer wird.
Wir leben in einer Welt, die Jesus nicht mehr kennt und nicht mehr ehrt. Ich habe so eine innere Freude, ihn laut zu loben, ihm Raum zu geben und unser Fenster zur Straße zu öffnen und den Menschen, die vorbeilaufen zu zeigen: es gibt noch solche Familien, die Gott anbeten!

Gute Gewohnheiten verändern
An manchen Tagen ist es vielleicht ein Aufraffen und ein Kraftakt. Aber je öfter wir sagen: trotzdem, auch wenn ich mich nicht danach fühle... desto mehr schärft sich in uns eine Gewohnheit. Gewohnheiten haben die unglaubliche Fähigkeit, unser ganzes Leben zu verändern. Denn aus ihnen besteht unser Leben hauptsächlich. Kleine Schritte in die richtige Richtung können rießige Auswirkungen auf unser gesamtes Leben haben. Mit unseren Kindern zusammenzukommen ist so etwas. In aller Unvollkommenheit stehen wir als Familie zusammen vor Gott. Und ihr wisst gar nicht, was das für ein Zeugnis und was das für eine Prägung in den Herzen unserer Kinder ist. Keine Ahnung, was noch alles kommen wird, aber ich will meine Kinder tief verwurzeln in der Bibel und mit ihnen Gott begegnen im Gebet. Ich will Nöte mit ihnen teilen und mit ihnen dafür beten.

Ich hoffe und bete sehr, dass wir diese Gewohnheit lange aufrechterhalten können, auch wenn wir nun so langsam in die Teenphase rutschen. Falls jemand darin Erfahrung hat, würde ich mich sehr über Tipps und Erfahrungen freuen.

Wie ich in einem Buch so treffend gelesen habe:
Tue besser etwas kleines, als gar nichts. Wenn nicht täglich, dann vielleicht einmal in der Woche. Und höre nie auf, immer wieder anzufangen. Jesus ist mit dir!