Am Samstag habe ich endlich das gemacht, was ich schon in den Ferien vorhatte zu tun. Ich bin mit meiner großen Tochter mit dem Zug nach Köln gefahren.

Irgendwie hatte ich die Sehnsucht, endlich mal den Kölner Dom zu besichtigen. Menschen kommen von sehr weit her, um ihn zu sehen und ich lebe so nahe, und kann mich nicht erinnern, ihn je von innen mit meinen eigenen Augen gesehen zu haben.

Wir waren mit die ersten, die an diesem Tag durch die großen Tore schritten. Der kühle Wind, der uns draußen hatte frösteln lassen, war auf einmal weg und eine wohlige Wärme umfasste uns, als wir unseren Blick hoben und dieses gigantische Kirchenschiff sahen. Wie wahninnig groß und hoch und majestätisch es aussah. Kein Foto kann einem die Größe wirklich zeigen. Über 600 Jahre haben Menschen an diesem Meisterwerk gearbeitet, einem Ort, an dem Gott angebetet werden sollte.

Jetzt, so scheint es, wird hier mehr das Können der Menschen angebetet, als der Schöpfer.

Die großen Glasfenster, die von außen dunkel und fahl aussahen, erstrahlen im Inneren voller Leuchtkraft und Farben und Lebendigkeit. Ich muss unweigerlich an die kindliche Definition eines Heiligen denken, die in einer Geschichte festgehalten wurde:

"Ein Heiliger, das ist ein Mensch, durch den die Sonne scheint..."

Mein Blick geht nicht nur nach oben, zu den Fenstern, den Bögen, den Säulen, sondern auch zum Boden. Wunderschöne Mosaikbilder sind da, die meisten Menschen laufen achtlos darüber hinweg, doch ich bleibe stauned stehen und bin fasziniert davon. Ich streiche mit meinen Fingern darüber und freue mich über diese vielen kleinen unscheinbaren Steine, die zusammen so ein wundervolles Ganzes ergeben. (Ist nicht auch unser ganzes Leben so? Ohne es zu merken legt der Schöpfer ein wunderschönes Bild zusammen, aus allen dunklen und hellen Steinen, den runden und den kantigen? Braucht es nicht von all denen, damit es wirklich schön wird? Ist nicht der größte Künstler überhaupt am Werk? Dürfen wir ihm nicht voll und ganz vertrauen, so wie er es legt, so wird es am besten?)

Wir laufen einmal herum, bleiben immer wieder stehen und kurz war ich versucht, ein Lied anzustimmen, um die Nachhallzeit von 13 Sekunden zu testen. :)

Als wir uns zum Schluss nochmal in eine der Bänke setzten und alles auf uns wirken ließen (zum Glück habe ich eine trotz Hunger, so geduldige Tochter), ich an all die Generationen von Menschen dachte, die hier schon saßen, an die Generationen, die nie die Vollendung dieses Mammutprojektes sahen, mir all die Arbeit und den Schweiß und die immensen Kosten vor Augen standen, da dachte ich: Wow, Gott, das ist doch ein toller Ort. Bist du auch so beeindruckt?

Wie aus dem nichts kam mir dann ein Vers in den Sinn, den wir tatsächlich gerade in unserer Abendandacht mit den Kindern gelesen hatten, aus Apostelgeschichte 7:

"Aber der höchste wohnt ohnehin nicht in Häusern, die ihm Menschen bauen. So sagt schon der Prophet Jesaja: Der Himmel ist mein Thron und die Erde mein Fußschemel. Und da wollt ihr mir, dem Herrn, ein Haus bauen? An welchem Ort soll ich mich denn niederlassen?"

Das war Gottes Antwort auf den Bau des Tempels. Gottes Größe fasst nichts...

Und dann kam eine große Freude in meine Gedanken: Doch, Gott hat wo Wohnung genommen. Nicht in einem Gebäude. Aber in mir. In mir! Gott wohnt in mir. Er wohnt nicht in solch einer fantastischen Kathedrale, 600 Jahre Bauzeit. Nein, er wohnt in meinem kleinen Herzen. In mir hat er Wohnung genommen. Davon spricht die Bibel immer wieder.

Dieser Gedanke hat mich am meisten fasziniert von meinem ganzen Besuch im Dom. Und ich kann Gott nur dafür danken!

Leise spreche ich das Gebet: Möge mein Herz ein Ort sein, an dem du, mein großer Gott gerne wohnst und viel viel Raum hast.