Seit gut einer Woche bin ich nun dabei, eine Mütterkur zu machen. Da mich im Vorfeld immer wieder Leute gefragt haben, was das denn sei und ob das mit Kindern ist, möchte ich hier kurz erklären, was eine Mütterkur, keine Mutter-Kind-Kur ist.
Die Tatsache, dass ich alleine für drei Wochen weg gehe, hat in manche Gesichter doch Erstaunen und Überraschen gezeichnet. Aber genau das ist eine Mütterkur. Eine Mutter (oder auch eine Frau in Familienverantwortung) fährt allein für drei Wochen in eine spezielle Kurklinik des Müttergenesungswerkes.
Müttergenesung. Ich muss sagen, dass ich dieses vielleicht etwas altmodische Wort toll finde. Denn es impliziert, dass Mütter Genesung brauchen. Doch von was? Und genau hier ist der für mich springende Punkt: nicht unbedingt, weil ich körperliche Beschwerden haben (das habe ich Gott sei Dank nämlich kaum), noch weil ich eine bestimmte Erkrankung auskurieren muss. Einfach die Tatsache, Mutter zu sein berechtigt mich, das in Anspruch zu nehmen. Für mich ist es eine Anerkennung. Eine Anerkennung dafür, dass man als Mama einen sehr anspruchsvollen und anstrengenden 24/7 Job hat, der leider viel zu wenig Wertschätzung in unserer Gesellschaft bekommt. Und daher freue ich mich, dass es in unserem Land noch dieses Werk gibt, welches Frauen und Müttern zugesteht, dass sie sich mal eine Auszeit, mal eine Zeit des sich Wieder-Findens ermöglichen.
Denn um ehrlich zu sein: das ist es hauptsächlich. Die Anwendungen, die man zu Beginn verschrieben bekommt, zielen v.a. auf das körperliche und seelische Wohlbefinden ab. Verschiedene Gymnastikarten, Moorpackungen, Massagen, Bäder, Entspannungstechniken, aktive Angebote im Freien, verschiedene Themengruppen wie Stressbewältigung, Identiät und Selbstwert, Leben in Balance - all das möchte helfen in dem Strudel, in dem wir uns als Mamas oft befinden, einmal auszusteigen und in der Ruhe und der geschenkten freien Zeit mal nach innen zu schauen.
Ich muss sagen, dass ich jeden Tag in einem Staunen und in unendlicher Dankbarkeit aufstehe und Gott danke, dass ich das erleben darf. Ein schönes Zimmer für mich, einen Blick in den Garten und v.a. in den wunderschönen weiten allgäuer Himmel. Jede Mahlzeit, die einfach herrlich schmeckt, genieße ich bewusst. Muss mich um nichts kümmern, als um mich selbst. Darin liegt das Wunder dieser Zeit.
Ein Aha Erlebnis hatte ich zuletzt, als ich eine Moorpackung bekam und danach in Ruhe duschen konnte. Mitten am Vormittag. Danach einfach ruhig auf dem Bett liegen und leise Musik hören. Später meinen Körper eincremen. Und da habe ich es gemerkt: Instinktiv rieb ich mich schnell schnell ein. So, als müsste ich schnell wo hin. Da sagte eine innere Stimme: Halt, du hast Zeit. Lass dir Zeit. So machte ich es in aller Ruhe und ließ auch keine Körperpartie aus. Dann war das Gesicht dran. Und auch hier das gleiche: welch eine Wohltat, in Ruhe das Gesicht einzucremen, zu massieren, den Duft der Creme zu riechen (ja, ich habe hier wieder bewusst angefangen, Düfte zu riechen und wahrzunehmen). Das klingt für den einen oder anderen vielleicht komisch. Aber beobachtet euch mal selbst, wie so eure Routinen sind.
Dann hatte ich Postkarten gemalt und wollte sie zur Post bringen. Ich ging los. Und wie ich los ging. In einem Tempo, als wäre ein Säbelzahntiger hinter mir her (würde mein ehemaliger Anatomielehrer sagen ;) Auch hier musste ich mich erinnern: du bist nicht auf der Flucht. Langsam. In Ruhe. (Dazu passt auch gut das Buch, das ich im Urlaub über Rastlosigkeit gelesen habe...)
Kurzum: Diese Kur ist in vielerlei Hinsicht ein Segen für mein Mama-Herz und meinen Mama-Körper. Eine Würdigung irgendwie. Und wie gönne ich es jeder anderen Mama, die gestresst ist und sich nicht gesehen und wertgeschätzt fühlt. Nicht, dass meine Wertschätzung allein darin liegt. Ich fühle mich von meiner Familie und v.a. von Gott im tiefsten wertgeschätzt in der Aufgabe, die ich habe. Und dennoch ist das hier einfach mal drei Wochen am Stück gefühlte Wertschätzung rundum :)
Vielleicht drückt folgendes Gedicht aus, was ich meine:
Einfach auf einer Bank inmitten von Wiesen sitzen
den Wind hören und spüren
die vorbeiziehenden Wolken begrüßen und verabschieden
sie bewundern auf ihrem Weg
das singen der Grillen vernehmen und
das leichte kitzeln der Fliege auf meiner Haut spüren
das ferne Donnern hören und sich dennoch geborgen fühlen
die Schwalben beneiden über ihren Tiefflug über
einfache, wunderbare, wilde Wiesen -
ich würde es genauso machen wie ihr.
Im Ganzen?
Einfach glücklich sein
dasein
und mein Leben spüren
Spüren und Lächeln in dem Wissen
Ich bin nicht allein
niemals
Da ist einer
der mein Leben unendlich sanft
unendlich liebevoll in seinen Händen hält
Der die Bahnen der Wolken kennt
und weiß, woher der Wind kommt
der keinen kleinen Vogel übersieht
und wild und ungezähmt ist
sanft und geliebt bin ich
in dieser Hand