„Ich kenne kaum eine Ehe in meinem Umfeld, die glücklich ist.“
Diesen Satz sagte mir vor ein paar Tagen eine junge, unverheiratete Freundin. Er ließ mich nicht mehr los.
Und es war nicht das erste Mal, dass ich so etwas hörte. Schon vor einiger Zeit meinte eine Frau beiläufig zu mir: „Kennst du eigentlich noch Ehen, die funktionieren?“
Vor kurzem las ich in der Zeitschrift Flow einen Artikel über ein Buch. Über der Rezension stand:
„Es gibt tatsächlich Beziehungen, die ein Leben lang glücklich sind.“
Der Autor des Artikels schrieb:
„Schön finde ich außerdem, dass es hier um ein Thema geht, über das sonst nicht geschrieben wird: eine gute Ehe. Oft handeln Romane vom Scheitern von Beziehungen oder deren Aufarbeitung. Aber gerade als geschiedene Person braucht man positive Beispiele, die einem die Hoffnung erhalten, dass es auch Beziehungen gibt, die ein Leben lang halten.“
Diese Worte haben mich innerlich bewegt. Diese Frau hat so recht!
Gestern Abend wollte ich mir einen Film anschauen. Die übliche Geschichte: Ein Mann und eine Frau lernen sich kennen. Die Frau denkt, er sei noch verheiratet. Als er dann sagt, dass er gerade geschieden wurde, erhellen sich ihre Gesichter – und die nächste Szene zeigt, wie sie übereinander herfallen. An dieser Stelle habe ich den Film ausgeschaltet.
Warum wird uns Ehe so oft als Gefängnis oder als etwas Unmögliches dargestellt? Warum gibt es kaum Geschichten über eine heile, beständige Ehe? Weil das angeblich nicht spannend genug ist – oder weil Filme nur die Realität widerspiegeln?
Ehe – ein Schlachtfeld?
Immer mehr Ehen in meinem Umfeld scheitern. Und noch bevor der Scheidungsrichter das Ende offiziell macht, sind viele längst innerlich zerbrochen: Paare, die zwar noch unter einem Dach leben, aber getrennte Wege gehen. Beziehungen, die nebeneinanderher existieren – man teilt nur noch Küche und Bad.
Ehe ist für viele ein Schlachtfeld geworden. Und das betrifft nicht nur Menschen ohne Beziehung zu Gott. Auch in christlichen Ehen sehe ich Zerbruch. Sogar bekannte christliche Bloggerinnen, denen ich folge, haben im letzten Jahr ihre Trennung bekanntgegeben.
Das macht mich nachdenklich: Was geschieht hier? Warum gibt es kaum Ehen, auf die man schauen und sagen kann: „So eine Beziehung wünsche ich mir auch“? Ehen, die denen Vorbild sind, die noch nicht verheiratet sind? Ehen, die Lust auf Ehe machen?
Gottes Zusage für unsere Ehen
Doch mitten in all dem Zerbruch höre ich die Worte von Petrus:
„In seiner göttlichen Macht hat Jesus uns alles geschenkt, was zu einem Leben in der Ehrfurcht vor ihm nötig ist (und damit auch zu einem Leben in einer Ehe, die ihn ehrt!). Wir haben es dadurch bekommen, dass wir ihn kennengelernt haben – ihn, der uns in seiner wunderbaren Güte zum Glauben gerufen hat. In seiner Güte hat er uns auch die größten und kostbarsten Zusagen gegeben. Gestützt auf sie, könnt ihr dem Verderben entfliehen, dem diese Welt aufgrund ihrer Begierden ausgeliefert ist, und könnt Anteil an seiner göttlichen Natur bekommen.“
(2. Petrus 1,3–4)
Ich bin selbst noch nicht „so lange“ verheiratet (etwas über 17 Jahre). Aber genau das wünsche ich mir: Nicht aus meiner eigener Kraft eine Ehe führen, sondern mich auf den werfen, der alles bereitgestellt hat, was wir brauchen. Wir kennen die Kämpfe auch in unserer Ehe und spüren immer wieder, auf welchem Kampffeld wir stehen.
Doch: Uns steht eine Kraft zur Verfügung, die stärker ist als die Mächte, die Ehen zerstören wollen: die Kraft Jesu, die Kraft des Evangeliums, die Kraft der Vergebung und der Veränderung von Herzen!
Wahre Intimität wächst durch Krisen
In einem Buch von Juli Slattery las ich folgende Sätze, die mir besonders hängen geblieben sind:
„Intimität kann nur wachsen und sich über ein ganzes Leben hinweg entwickeln, wenn man innerhalb der Sicherheit einer verbindlichen Liebe zusammenlebt. Durch Konflikte zu gehen, Unterschiede zu akzeptieren, Stürme zu überstehen, eigene Fehler einzugestehen sowie Selbstsucht und Wut abzulegen – all das sind notwendige Schwierigkeiten, die es ermöglichen, dass echte Liebe wächst. Leider glauben viele Paare, dass solche Enttäuschungen das Ende von Intimität bedeuten, anstatt deren Anfang. Aber das Märchen muss enden, damit das Potenzial für wahre Intimität beginnen kann.“
(Juli Slattery: „Finding the Hero in Your Husband“)
Was für ein anderer Blickwinkel: Schwierigkeiten sind ein Sprungbrett, um noch tiefere Intimität zu erleben? Konflikte, die gut ausgetragen werden, können dazu beitragen, dass die Verbindung zu meinem Mann/meiner Frau nur noch stärker wird?
Ein Spiegel für uns selbst
Wenn du verheiratet bist, hier ein paar Fragen an dich:
- Empfindest du deine Ehe gerade als Schlachtfeld, auf dem du Wunden davonträgst?
- Kämpfst du gegen deinen Partner, statt mit ihm gemeinsam gegen das Problem?
- Bist du enttäuscht, weil deine Ehe nicht so geworden ist, wie du es erträumt hattest?
- Suchst du den Helden in deinem Mann, kannst ihn aber nicht sehen?
Viele Frauen (und Männer!) sind so enttäuscht davon, was der Partner heute nicht ist, dass sie nicht mehr bereit sind, in den Menschen zu investieren, der er oder sie morgen werden könnte.
Gottes Traum für die Ehe
Gott selbst hat die Ehe gestiftet, damit sie etwas widerspiegelt von seiner Schönheit und seiner Liebe zu uns. Sie soll uns im Kleinen eine Ahnung von der Intimität geben, die wir in unendlicher Fülle eines Tages mit Jesus Christus erleben werden – und schon heute in Ansätzen spüren dürfen.
Darum: Lasst uns nicht müde werden, für unsere Ehen – und die Ehen in unserem Umfeld – zu beten und zu kämpfen.
Wenn nicht wir Christen Hoffnung geben – wer dann? Wenn nicht wir die Ehe hoch halten, wer dann? Lasst uns dieser Welt zeigen, wie schön es sein kann in allen Herausforderungen und Kämpfen. Lasst uns Ehe so leben, dass andere uns sehen und sagen: Das möchten wir auch! Lasst uns Ehe leben, dass andere ermutigt werden dadurch!
Und das alles durch Gottes Kraft in uns!